Gemisch einstellen

Wenn die Suzi unrund läuft, versucht man mit allen möglichen Einstellungen, die Sache in den Griff zu bekommen. Besonders gerne wird an den Vergasern herumgedreht, denn da sind so viele Schrauben!
Aber Vorsicht: Meist wird die Einstellung "verschlimm-bessert"! 
Die wichtigste Einstellung ist eine Vergaser-Synchronisation. Aber wie wird das Gemisch eingestellt? Die Antwort ist einfach: Gar nicht! 
Die Gemisch-Regulierung gilt für den Leerlauf und den Teillastbereich und  wird vom Werk aus mit hochgenauen Instrumenten an die jeweiligen Abgasvorschriften angepasst. Das hält meist ein ganzes Motorradleben lang. 
Damit wir Schrauber nicht an dieser Einstellung herumpfuschen, ist es eines der am besten gehüteten Geheimnisse von Suzuki, wo sich die Gemischschrauben, die häufig mit Lack versiegelt sind, befinden.
Dennoch werden sie spätestens beim Reinigen der Vergaser herausgedreht und die Einstellung ist futsch. Wie man es wieder hinbekommt und möglichst ohne teure Geräte, erfahrt Ihr hier.  
   

VM-Serie
Dies ist ein Schnitt durch einen typischen VM-Vergaser. Die Ansaugrichtung ist durch den Pfeil symbolisiert.
Man erkennt den Kolbenschieber (1), das Schwimmernadelventil (2), den Schwimmer (3), die Nadeldüse (4) mit der Düsennadel (5) und die Hauptdüse (6).
Die Gemisch-Regulierungsschraube ist das Teil (7) und befindet sich unten vor der Schwimmerkammer. Es handelt es sich um eine regulierbare Düse für Kraftstoff. Wird die Gemischschraube herausgedreht, wird das Gemisch angereichert, also fetter. 
Die VM-Serie besitzt eine weitere Schraube (9) seitlich am Vergaser, die gut zugänglich ist. Sie regelt den Luftdurchfluss und wird daher auch Luftbegrenzungs-, Luftregulier-, Kontroll-, Leerlaufbegrenzungs-, oder Luft-Pilotschraube genannt.  
Hier nennen wir sie Pilotschraube. Wird  sie herausgedreht, wird das Gemisch abgemagert. 

BS-Serie
Diese Vergaser besitzen eine Drosselklappe (8). Der Kolbenschieber (1) wird durch eine Membran und ein Unterdrucksystem gesteuert. 
Ansonsten ist der Aufbau wie üblich mit dem Schwimmernadelventil (2), dem Schwimmer (3), der Nadeldüse (4) mit der Düsennadel (5) und der Hauptdüse (6).
Die Gemisch-Regulierungsschraube (7) befindet sich oben auf dem Ansaugtrakt zwischen der Drosselklappe und dem Zylinderkopf. Auch hier gilt: Es ist eine regulierbare Düse für Kraftstoff. Beim Herausdrehen wird das Gemisch fetter. 
Um uns alle zu verwirren wird die Gemisch-Regulierungsschraube (7) in den Wartungsanleitungen auch häufig Leerlaufbegrenzungs-, Luftregulier- oder Luftschraube genannt! 
Hier nenne ich sie einfach Gemischschraube.
Eine Luft-Pilotschraube (9) haben BS-Vergaser nicht. Dort wird die Vorluft immer durch eine feste Düse geregelt.
Hier allgemeine Grundeinstellungen der Gemisch- (7) und Pilotschrauben (9), die bei Euren Mopeds jedoch etwas abweichend sein können:
   
Modell Vergaser Gem. (7) Pilot (9) Modell Vergaser Gem. (7) Pilot (9)
GS 125 VM 24 SS ¾ keine GS 750 ( 20657 ->) VM 26 SS 2½ - 3 1
GSX 250 BS 30 SS keine GSX 750 BS 32 SS keine
GS 400 BS 34 SS ¾  - 1½ keine GSX 750 S BS 32 SS 2 keine
GSX 400 BS 34 SS 1½ - 2 keine GS 850 VM 26 SS ¾ - 1¼* 1¼  - 1½
GSX 400 F BS 26 SS keine GS 850 BS 32 SS keine
GS 450 BS 34 SS 2 keine GS 1000 / S / L VM 26 SS ¾ -1 ½* 1
GS 500 BS 32 SS 2 keine GS 1000 / S / L VM 28 SS ¾ ¾  - 1¼
GS 550 VM 22 SS ¾ -1 ½* 2 GS 1000 / S / L VM 30 SS 5/8 - ¾* 1¼   - 1 ¾
GS 550 BS 32 SS keine GS 1000 / G BS 34 SS 1 5/8 keine
GS 650 G BS 32 SS keine GSX 1000 S VM 32 SS ¾ - 1¼* ¾  - 1¼*
GS 650 E BS 32 SS keine GS 1100 BS 34 SS 1½* keine
GS 750 (-> 11787) VM 26 SS ¾ -1 ¾* GSX 1100 BS 34 SS keine
GS 750 (-> 20656) VM 26 SS ¾ -1 ¾* GSX 1100 S BS 34 SS 2 keine

Achtung: 
Die mit * gekennzeichneten Werte sind übrigens geschätzt. Bei Verwendung von nicht originalen Luftfiltern und Auspuffanlagen sollte man die Luft-Pilotschrauben je um etwa ¼ - ¾ Umdrehungen fetter einstellen.

   
Die Profi-Einstellmethoden
Ob das Gemisch in Ordnung ist, kann man auf verschiedene Weise feststellen. Manche schwören auf die bekannten "Color-Tune"-Zündkerzen. Mit denen kann man im Betrieb in den Brennraum schauen, über die Farbe der Verbrennung das Gemisch beurteilen und entsprechend regeln. 
Auch ein Abgas-Testgerät hilft bei der richtigen Einstellung, um die optimale Motorleistung zu erzielen. Diese ist erreicht, wenn bei älteren Motoren der Anteil von Kohlenmonoxyd (Co) im Leerlauf etwa 5 - 7% beträgt. Das entspricht einem Lambda-Wert von ungefähr 0,8 - 0,9. Bei modernen, sauberen Motoren wird hingegen ein Co-Wert von 3 - 5% und ein Lambda-Wert von 0,9 - 0,95 angestrebt. 
Der Lambda-Wert, auch Verbrennungsluftverhältnis genannt, wird vom Testgerät übrigens nach der so genannten "Brettschneiderformel" berechnet, in die auch auch der Kohlendioxyd-Wert (Co2) eingeht.

Die Schrauber-Einstellmethode
Eine vernünftige Einstellung erhält man auch mittels eines "Leerlauf-Optimierungs-Tests", den die alten Schrauber unter uns schon seit vielen Jahrzehnten kennen.
Richtig gut wird die Einstellung natürlich, wenn man jeden Vergaser einzeln einstellt, doch das ist ohne Instrumente, viel Gefühl und ein gutes Ohr sehr schwierig. Daher beschreibe ich eine Methode, bei der alle Vergaser gemeinsam eingestellt werden. Meist ist das ausreichend. Wer es noch besser machen will, sollte das Zündkerzenbild analysieren und das Gemisch jedes einzelnen Vergasers nochmals nachregulieren.
   

Schritt 1: Gemisch-Grundeinstellung
Bei VM-Vergasern stelle die Gemischschrauben (7) fest auf die oben genannten Werte ein und verändere die seitlich angeordneten Pilotschrauben (9, rote Pfeile). Bei BS-Vergasern verändere nur die Gemischschrauben (7).
Drehe sie bei stehendem Motor zunächst ganz herein und notiere Dir, wieviel Umdrehungen es waren. So kannst Du die alte Einstellung immer wieder erzeugen, sollte etwas schief gehen. Nun öffne die Schrauben gleichmäßig wie oben angegeben. Damit erhältst Du eine Grundeinstellung mit der die Suzi wahrscheinlich immer gut läuft, nur dass die Abgaswerte nicht optimal sind. Das ganze geht übrigens auch mit einem Ohmmessgerät.
  
Schritt 2: Hohen Leerlauf einstellen
Als Nächstes wird der Motor gestartet und der Leerlauf an der zentralen Leerlauf-Regulierschraube auf etwa 1.600 - 1.800 1/min eingestellt.

Die nächsten Schritte erfordern relativ lange Zeiten, in denen der Motor im Stand läuft. Es ist daher sinnvoll, den Motor mit einem großen Ventilator zu kühlen, damit er nicht überhitzt.

   
Schritt 3: Leerlauf optimieren
Drehe jetzt alle Gemischschrauben (BS-Vergaser) bzw. Pilotschrauben (VM-Vergaser) gleichmäßig jeweils 0,25 Umdrehung hinein. Wird der Leerlauf schneller?
Falls ja, drehe die Schrauben in 1/4-Schritten weiter, bis sich der Leerlauf nicht mehr erhöht. Falls nein, drehe die Schrauben um jeweils 0,25 Umdrehung in entgegengesetzter Richtung, bis sich der Leerlauf nicht mehr erhöht.
Man sucht mit dieser Methode, also die optimale Stellung, bei der der Motor am besten (schnellsten) dreht. Zum Schluss wird der Leerlauf an der zentralen Leerlauf-Regulierschraube auf etwa 900 - 1.500 1/min eingestellt. Vierzylinder brauchen meist weniger Drehzahl, Zweizylinder etwas mehr.

Schritt 4: Leerlaufdüsen überprüfen
Erinnern wir uns: BS-Vergaser haben eine reine Kraftstoff-Regulierung für das Gemisch. Wenn also die Gemischregulierschrauben jetzt mehr Umdrehungen herausgedreht sind, als in der Tabelle angegeben, ist die Leerlauf-Luftdüse zu groß gewählt und sollte geändert werden. Bei weniger Umdrehungen, ist die Leerlauf-Luftdüse zu klein gewählt und sollte gegen eine größere ausgetauscht werden.
Bei VM-Vergasern wird zwar die Luft reguliert, aber das Problem ist prinzipiell das gleiche. Sind die Gemischregulierschrauben zu weit herausgedreht, ist die Leerlauf-Kraftstoffdüse zu groß. Bei zu wenig Umdrehungen, ist die Leerlauf-Kraftstoffdüse zu klein gewählt.
Noch ein Tipp: Egal welches Prinzip der Vergaser hat, Suzuki spricht stets nur von Leerlauf-Düsen.

Wie man den Leerlauf genau einstellt, erfahrt Ihr hier.

© Michael (06.11.11 )  Alle Angaben ohne Gewähr.  [Start]