Frank infiziert sich mit dem Suzuki-Virus.
Mein
Name ist Frank, Jahrgang 61, und Anfang der Siebziger
genau im richtigen Alter um sich für alles zu begeistern,
das zwei Räder und einen Motor dazwischen hatte. Bei
Anderen hingen Poster von Fußballspielern an den
Wänden, bei mir Z 1 und CB 750.
Richtig los ging es 1979: nach zwei Jahren auf einem
"heißen" Mokick war endlich der Einser da
und jetzt musste ein Motorrad her mit mindestens...
Tja, die finanzielle Realität holte mich schnell ein
und in der hintersten Ecke eines Händlers fand ich
eine Yamaha R5,
die anscheinend sonst niemand mehr wollte. Kennt Ihr
die noch? 350 ccm, 35 PS, ca. 150 kg und natürlich
Zweitakter. Im Brief wurde sie auf 250 ccm reduziert,
damals richtete sich die Versicherung ja noch nach dem
Hubraum des Motors. Schnell war sie, aber auch schnell
defekt. Heute denke ich es lag weniger an der Maschine
sondern an meiner jugendlichen Unvernunft, auch noch
das letzte bisschen Leistung aus dem Motor
rauszuholen. Ich hatte zwei Motoren, die Ich manchmal
wöchentlich wechselte, einer lief und einer wurde
repariert.
Nachfolgerin wurde eine Honda
CB 750, die ich in traurigem Zustand aus
einer Scheune zog und technisch und optisch auf
Vordermann brachte. Doch hier waren mir die
Unterhaltskosten zu hoch und ich verkaufte sie mit
deutlichem Gewinn weiter.
Inzwischen war ich dazu übergegangen, gezielt ältere
Motorräder zu suchen, sie den Winter über
herzurichten, einen Sommer zu fahren und sie im
darauffolgendem Frühjahr wieder zu verkaufen. So
finanzierte ich mein Hobby, und Z
650, Z 400, XS 400 und CB 550 wechselten
sich ab.
Irgendwann Mitte der Achtziger erzählte mir ein
Freund von einer alten Suzuki, die bei einer Bekannten
in der Garage stand und schon lange abgemeldet war.
|
|
Eine GS 400 B
wechselte den Besitzer, Zustand na ja. Jetzt
folgten die üblichen Arbeiten: alle
Verschleißteile neu, Vergaser reinigen, Zündung
einstellen usw. Eine neue Lackierung wurde auch
fällig (Montanagrünmetallic von VW), die
Sitzbank wurde weiß bezogen, einiges neu
verchromt... Irgendwann merkte ich, dass ich über
das normale Ziel etwas hinausgeschossen war, aber
egal.
Im nächsten Sommer machte ich eine ganz neue
Erfahrung, die GS 400 lief ohne jede Panne den
ganzen Sommer über. Das war mir noch nie
passiert...
|
|
Es wurde Herbst und der Nachfolger hatte sich schon
eingefunden. Im lokalen Anzeigenblatt stand eine GS
400 für kleines Geld, blau gestrichen und auch sonst
sehr desolat.
Gekauft habe ich sie vorsichtshalber, im Winter
brauchte ich ja was zu tun. Das Frühjahr kam und die
grüne wurde inseriert und es fanden sich sofort ein
Interessent, der die GS 400 unbedingt wollte. Aber ich
brachte es diesmal nicht über's Herz, die Maschine zu
verkaufen. Ich beschloss, sie für immer zu behalten.
Was sollte ich jetzt machen, zwei fahrbereite GS 400
in der Garage? Richtig, ich kaufte eine Woche später
noch eine dazu. Mit Motorschaden. Zustand sonst
brauchbar.
Jetzt ging es richtig los, ich inserierte in
verschiedenen Anzeigenblättern: Suche GS 400 zum
Ausschlachten...
Innerhalb von drei oder vier
Jahren füllten sich Keller und Garage mit GS 400
Teilen. Damals waren es einfach alte
Motorräder, die keiner mehr wollte. Ich denke, so um
die zwanzig Stück habe ich zusammen getragen und dann
fünf Stück komplett restauriert, die ich auch heute
noch besitze, aber nach wie vor ist die grüne GS 400
mein Lieblingsmotorrad.
Zu der Zeit war ich auch mal im Außendienst bei
meinem Arbeitgeber unterwegs in Bamberg und aus den
Augenwinkeln entdeckte ich in einem Hof etwas
Chromblitzendes. Anhalten und Nachfragen war eines. Es
war eine GT 250 L
in brauchbarem Originalzustand mit angeblichem
Motorschaden, die auf den Abtransport durch den
Schrotthändler wartete. Mit dem Besitzer wurde ich
schnell handelseinig und ich dachte, die
Speichenräder passen an die GS 400, so lohnt sich der
Kauf auf jeden Fall. Daheim in der Garage entpuppte
sich der Motorschaden als komplett verstellte Zündung
und nach ein paar Stunden lief die Maschine wie am
ersten Tag. Ausgeschlachtet wurde sie natürlich
nicht, im Gegenteil. Jetzt füllte sich die Garage
weiter mit GT 250...
Kurz danach stand in der Samstagsausgabe des FT "
Suzuki GT 380 an Bastler, Tel........ ab 10 Uhr"
Als ich um 6:45 anrief, war der Verkäufer noch etwas
verschlafen, auch als ich um 7:30 bei ihm an der
Haustür klingelte, ihm die 100 DM in die Hand
drückte und fragte, wo die GT stand, war er noch
nicht ganz fit. Mir war's egal, kurz nach 8:00 stand
die Maschine in meiner Garage. Ein paar Wochen später
habe ich ihn wieder getroffen, er erzählte von über
fünfzig Anrufen. Alle nach zehn. Zum weiteren
Verlauf, siehe oben. Es sind inzwischen vier
GT 380, alle restauriert.
Ach ja, ein Kapitel mit mehreren T
250 gibt es auch noch. Und eine T
500. Doch meine Frau mag als Sozia die
Zweitakter nicht ("Sie stinken und
vibrieren").
Doch zurück zur GS. Mit der GS 400 wurden lange
Touren unternommen, immer ohne Panne. Nach mehr als
300 km über Landstrassen klagte die beste Sozia über
die kurze und harte Sitzbank. Es musste also ein größeres
Motorrad her. Natürlich Suzuki. Was sonst?
|
Auf ein Inserat von mir hatte sich auch jemand
gemeldet, er hätte eine GS
750 von 1976. Er sei der Erstbesitzer,
könne aber aus gesundheitlichen Gründen nicht
mehr fahren, wolle die Maschine nur einem Sammler
geben und auch nur, wenn sie in gute Hände kommt.
Die Verhandlungen zogen sich über drei Jahre hin,
Einzelheiten will ich hier nicht verraten, darf
ich auch nicht. Nur soviel, der
Originalkilometerstand war um die 9000 und die
Maschine hatte noch nie einen Regentropfen
gesehen.
Jetzt hatten wir also die ideale Tourenmaschine
mit dem kleinen Haken, dass sie zum Fahren
eigentlich viel zu schade war. Sie wird jetzt noch
ab und zu bewegt, nur Tagestouren und nur bei
bestem Wetter. Ach ja, ein paar GS 750 haben sich
als Teileträger eingefunden...
|
|
|
Doch ein Problem blieb: die Tourenmaschine. Im Alltag
fuhr ich inzwischen eine weitere GS 400, bei der ich
nur die Technik überholt hatte. Aber die Sitzbank..!
Eine GS 550 stand
im Anzeigenblatt. An Bastler. Natürlich war ich
sofort da und habe sie mitgenommen.
Originallack und optisch nicht mal so schlimm. Aber
die Technik!!!
Der Vorbesitzer war der größte Pfuscher, den ich
bisher erlebt habe. An der Maschine war eigentlich von
vorne bis hinten alles defekt. Also einmal das volle
Programm, Motor, Fahrwerk usw. Inzwischen läuft auch
sie problemlos als Alltagsmotorrad mit normaler
Zulassung, die anderen werden mit roter 07er Nummer
bewegt.
Und was bringt die Zukunft? Zur Zeit restauriere ich
einen T 250 Rennumbau
mit dem Anfang der Siebziger Rennen in der 250 ccm
Klasse gefahren wurden.
Gab es da nicht noch eine GS
1000? Und eine GT
750? Ich muss mal wieder Anzeigenblätter
lesen..!
Viele Grüße an alle GS Fahrer: Frank
|
[Start]
|