Programmierbare Zündung nachrüsten

Wenn die Originalzündungen von SUZUKI ihr Leben aushauchen, dann kann es richtig teuer werden. Wie man Geld spart und noch ein wenig mehr aus dem geliebten alten Bock herausholt, hat Andy erfahren. Er ist ein totaler Technikfreak und hat seine Katana GS 550 M komplett mit moderner Zündtechnik ausgestattet. Damit auch andere davon profitieren können, werden hier die wichtigsten Bauschritte beschrieben. 

Schauen wir uns zunächst das Prinzip an, wie es an SUZUKI-Motorrädern verwendet werden kann, d.h. mit zwei Zündspulen, einem Impulsgenerator und der Überwachung der Drosselklappenstellung.

Herzstück der induktiven Anlage ist der Zündmodul "Sparker TCI-P4" von IgniTech, der über einen Impulsgenerator gesteuert wird. Eine an der Kurbelwelle befestigte Geberscheibe (PR) wird über einen Sensor oder Pickup (PU) abgetastet. Zusätzlich kann ein Drosselklappensensor (TPS) am Vergaser vorgesehen werden, der das Ansprechverhalten verbessert. Der ist jedoch für die Grundfunktion der Zündung nicht unbedingt erforderlich.
Der Modul bietet darüber hinaus auch einen Drehzahlbegrenzer, zwei Eingänge für die Überwachung von Kill-, Kupplungs- oder Seitenständerschaltern, sowie Ausgänge für das Drehzahlsignal, ein Kraftstoffpumpenrelais, Servomotoren und eine Schaltanzeige. Zwei Kurbelwellensensoren und zwei Zündspulen (IC1, IC2), jeweils mit ein bis zwei Zündkerzen (SP) können angeschlossen werden. Eine spezielle Software ermöglicht die Programmierung der Zündpunkte und -kennlinien. Das ist eine Menge Technik, die es für einen fairen Preis gibt, der deutlich unter dem des Originals liegt. 
Alles was man braucht, ist ein wenig Mut, gute Schrauberfähigkeiten und gewisse elektronische Kenntnisse, um die alte SUZUKI aufzurüsten. Die von IgniTech mitgelieferte Anleitung in englischer Sprache ist beim Einbau und der Einstellung gültig und zu beachten. Die folgende Beschreibung dient nur dazu, euch zusätzliche Informationen zu geben.
   
Schritt 1: Teile beschaffen
Neben ein paar Metern Kabel und Kleinkram benötigt ihr:
1 x Zündmodul
SPARKER TCI-P4 - programmierbare induktive Zündanlage
1 x Sensor (Inductive pick-up)
IgniTech hat für SUZUKI die Typen P1 oder P6 im Programm. Andy empfiehlt wegen der Platzverhältnisse unter dem Zünddeckel den kleineren Sensor S01 (L x B x H = 23 x 20 x 20 mm) mit einem Lochabstand von nur 30 mm, der über IgniTech oder über Vape bezogen werden kann.
   
Schritt 2: Weg mit dem alten Kram!
Egal, ob ihr eine Zündanlage mit Kontakten oder mit Hall-Sensoren und Black-Box habt. Was so aussieht, wie hier an Andys Katana, muss ersetzt werden. Die ganze Mimik wird für die moderne Anlage nicht mehr gebraucht.
Also könnt ihr getrost, die zwei Aufnehmer, die Hülse mit den Abtastnocken und die Mechanik der Fliehkraftverstellung entfernen. 
Die Grundplatte kann für die Montage des neuen Sensors weiter verwendet werden.
   
Schritt 3: Geberscheibe herstellen
IgniTech bietet zwar fertige Geberscheiben an, ihr könnt sie jedoch aus Stahlblech (3 mm) selbst herstellen. Hier ein Vorschlag.
Der Außendurchmesser ist von dem verwendeten Impulsgeber und den Platzverhältnissen abhängig. Die Höhe und Breite der Nasen sowie der Abstand zwischen (0) und (1) sollten etwa 4 mm betragen.
Die Nase (0) dient als Vorimpuls zur Kennung des ersten Zylinders. Nase (1) ist der Zündimpuls für Zylinder 1(bzw. 1 +4). Nase (2) ist der Zündimpuls für Zylinder 2 (bzw. 2 +3). 
   
Laut IgniTech kann man auch mehr Bezugskanten ( Nasen) verwenden. Dann läuft die Zündung noch genauer, aber sie funtioniert mit der gezeigten Geberscheibe schon gut genug.
   
Schritt 4: Geberscheibe und Sensor einbauen
Hier seht ihr den Versuchsaufbau von Andy, also mit einer zu großen Geberscheibe und noch nicht mit dem kleineren Sensor, wie oben beschrieben.
Die Nase (1) muss in der Basiseinstellung bei ca. 10° vor OT liegen. Dazu wird mit der Gradscheibe zunächst OT ermittelt und dann der Impulsgeber an der gezeigten Position, d.h. der Auslaufkante der Nase (1) auf 10° vor OT gestellt. 
Die letzten Winkelgrade der statischen Vorzündung und die drehzahlabhängige Vorzündung lässt sich mit dem  IgniTech-Softwaretool, welches von der Website heruntergeladen werden kann, später am PC programmieren.

   
Andy hat lange experimentiert, bis die Katana richtig lief. Nach etlichen verschiedenen Einstellungen in der Software lief sie zunächst, aber ein Sack Nüsse hörte sich besser an. Erst nach dem Umbau auf einen Sensor und der oben geschilderten Einstellung, riss es ihn förmlich von den Socken. Der Motor seiner Katane reagierte so heftig auf den Gasbefehl, das war der Hammer. Bei der kleinsten Bewegung schoss die Drehzahl in die Höhe - einfach herrlich.
An dieser Stelle hat man bereits eine funktionierende Zündung. Wer noch mehr tun will, kann zusätzlich einen Drosselklappensensor (TPS) einbauen. Ohne TPS wird die Vorzündung statisch über die Drehzahl des Motors variiert, mit TPS kann man den Zündzeitpunkt auch belastungsabhängig verändern.
   

Schritt 5: TPS-Teile beschaffen
Als TPS wird ein Potentiometer verwendet, welches an die rechte Seite, also an Vergaser Nr. 4 angebaut wird. Dazu muss dieser demontiert werden. 
Hier seht ihr die benötigten Teile:
1 x Potentiometer (z.B. von Keihin-Vergasern, ca. 5 kohm)
2 x Befestigungsschrauben (z.B. M4)
1 x Potentiometerflansch
1 x Drosselklappenwelle

   

Schritt 6: Drosselklappenwelle verlängern
Die Original-Drosselklappenwelle (1) muss verlängert werden. Dazu wird sie ausgebaut, in eine Drehbank gespannt, am Ende plangedreht und mit einem M3-Innengewinde versehen. Jetzt wird eine passende Wellenverlängerung (2) hergestellt und auf einer Seite ebenfalls mit einem M3-Innengewinde versehen. Das andere Ende der Wellenverlängerung erhält einen Schlitz zum Antrieb des Potentiometers. Die beiden Wellen werden mit einem M3-Gewindestift verbunden, der mit Schraubensicherung (z.B. Loctite) eingeklebt wird.
Das Ergebnis sieht dann etwa so aus, wie links gezeigt.

   

Schritt 7: Befestigungsflansch herstellen und einbauen
Die Drosselklappenwelle ist im Vergasergehäuse in zwei zylindrischen Angüssen gelagert. Montiert man die verlängerte Welle, steht sie über den einen Anguss hinaus, wie in Bild (3) gezeigt.
Für den Befestigungsflansch braucht man eine Drehbank. Seine Bohrung sollte stramm über den Anguss passen. Der Außendurchmesser richtet sich nach dem verwendeten Poti und die Höhe sollte so gewählt werden, dass der Poti in den Mitnahmeschlitz der Welle passt und dass der Vergaser noch montierbar bleibt. Der Flansch kann am Anguss z.B. mit Madenschrauben befestigt werden (Bild 4).

   

Schritt 8: Potentiometer anbauen
Ist der Befestigungsflansch auf den Vergaser aufgeschoben (5) wird er so ausgerichtet, dass der Potentiometer eine geeignete Position bekommt und muss dann fixiert werden.
Der Potentiometer wird mit den beiden Schrauben am Flansch befestigt, an dem dazu vorher entsprechende Gewindebohrungen vorgesehen wurden (6).
Jetzt müssen die Potikabel noch sauber verlegt und an die Zündanlage angeschlossen werden.
Schließlich wird die TPS-Funktion über die IgniTech-Software aktiviert und mit dem Potentiometer abgeglichen.
   
Der Vorteil des zusätzlichen TPS-Umbaus liegt in der Möglichkeit, selbst Zündkennfelder zu erstellen (wie bei der guten alten Unterdruckdose) und somit den Wirkungsgrad in den einzelnen Bereichen zu erhöhen, was wiederum unseren Geldbeutel und die Umwelt schont. Das Ansprechverhalten von Andys Katana hat sich so enorm verbessert. Bei Gelegenheit wird er hier die erstellten Zündkurven zusammenfassen und ebenfalls einstellen.

Diese Kurzanleitung kann frei verwendet werden. Sie wurden nach bestem Wissen erstellt und getestet, die Verwendung erfolgt allerdings auf eigene Gefahr. 
Auf der IgniTech-Website gibt es weitere Informationen zum Herunterladen. Wer Fragen bei seinen Projekten hat, kann sich telefonisch und per Mail an IgniTech wenden. Dort spricht man Deutsch und Englisch und ist sehr hilfsbereit.

Die Idee zu diesem Beitrag und die meisten Bilder stammen von Andy.  Auch Jan Matouš von IgniTech hat mir die freundliche Genehmigung gegeben hat, Material zu verwenden. Danke Andy und Jan!
© Bilder: Andy, IgniTech, Michael; Text: Andy, Michael (23.09.12 )    [Start]