Zündung einstellen

Das Einstellen der Zündung gehört zu den grundlegenden Wartungsarbeiten, die im Abstand von mehreren Tausend Kilometern durchgeführt werden müssen. Wird hier geschludert, rächt sich das mit schlechtem Start- und Laufverhalten sowie hohem Kraftstoffverbrauch.
Besonders empfindlich sind kontaktgesteuerte Zündanlagen (z.B. GS 400, GS 550), die einem relativ hohen Verschleiß unterliegen - hier lohnt sich eine häufigere Kontrolle.
Vor der Arbeit sollte man keine Scheu haben, denn sie lässt sich mit geringem Aufwand und ohne Spezialwerkzeug leicht selbst erledigen. 

Zündanlagen für Motorradmotoren besitzen keinen Verteiler, sondern es wird entweder nur ein Unterbrecher oder Mehrfachunterbrecher eingesetzt. Hierbei sind die Zündmarkierungen meist mit "F"=Fire und Zusätzen wie "L" = Left, "R" = Right oder "1-4" bzw "2-3" für die entsprechenden Zylinder bezeichnet.
Die Einstellung kann statisch mit einer Prüflampe (bzw. besser mit einem Multitester), die bei der Zündposition aufleuchtet (bzw. dann Spannung oder Widerstand gemessen wird).
   

Vorbereitung
Alles, was man benötigt sind Schraubendreher, eine Fühlermesslehre, eine Prüflampe oder ein Multitester und gegebenenfalls eine Kontaktfeile. Zunächst entfernt man den Motordeckel, unter dem sich die Zündkontakte bzw. -geber befinden.
Handelt es sich um eine kontaktgesteuerte Anlage überprüft man den Zustand der Unterbrecherkontakte.
Von links nach rechts und von oben nach unten zeigen sich folgende Zustände:   
1. In Ordnung; 2. Schräger Verschleiß = Schrott; 3. Einseitiger Abbrand = Schrott;
4. Ablagerung auf Masse (Glätten mit Kontaktfeile); 5. Ablagerung auf Plus (Glätten mit Kontaktfeile)
     
Einstellen des Kontaktabstands L bzw. 1-4
Mit einem passenden Ringschlüssel wird die Kurbelwelle solange im richtigen Drehsinn gedreht, bis der linke Unterbrecher seine maximale Öffnung hat. Der Abstand zwischen den Kontakten (B) wird mit einer Fühlerlehre gemessen. Durch Lösen der Schraube (A), verdrehen des Unterbrechers und Festziehen der Schraube kann er eingestellt werden (ca. 0,3 - 0,4 mm).
   
Einstellen des Kontaktabstands R bzw. 2-3
Das gleiche wiederholt man für die rechte Seite. Auch dort wird der Kontaktabstand auf 0,3 - 0,4 mm eingestellt.

Die Kontrolle des Abstandes ist bei kontaktlosen Zündungen, die mit Hallsensoren arbeiten (z.B. GS 650 G) logischerweise nicht nötig. Nun kann der Zündzeitpunkt überprüft werden.

   
Einstellen des Zündzeitpunkts L bzw. 1-4
Die Prüflampe oder den Multitester mit dem Pluspol an den Kontaktanschluss des linken Unterbrechers (A) und mit dem Minuspol an Fahrzeugmasse anschließen.
Den Motor drehen, bis die "F"-Markierung der "L"- bzw. "1-4"-Seite mit der feststehenden Marke am Kurbelgehäuse übereinstimmt (C).
   
Bei einer kontaktlosen Zündung sieht das Bild etwa so aus. 
Befestigungsschrauben (B) der Unterbrechergrundplatte leicht lösen, Zündung einschalten und Grundplatte solange verdrehen, bis die Prüflampe gerade aufleuchtet bzw. am Multitester eine Spannung gemessen wird. 
Ist alles in Ordnung, Befestigungsschrauben wieder festziehen, Zündzeitpunkt nochmals kontrollieren und gegebenenfalls nach korrigieren. Zündung ausschalten.
   
Einstellen des Zündzeitpunkts R bzw. 2-3
Die Prüflampe oder den Multitester mit dem Pluspol an den Kontaktanschluss des rechten Unterbrechers (A) und mit dem Minuspol an Fahrzeugmasse anschließen.
Den Motor drehen, bis die "F"-Markierung der "R"- bzw. "2-3"-Seite mit der feststehenden Marke am Kurbelgehäuse übereinstimmt (C).
   
Auch hier gilt Ähnliches für die kontaktlose Zündung.
Befestigungsschrauben (B) der Unterbrechergrundplatte leicht lösen, Zündung einschalten und Grundplatte solange verdrehen, bis die Prüflampe gerade aufleuchtet bzw. am Multitester eine Spannung gemessen wird.
Ist alles in Ordnung, Befestigungsschrauben wieder festziehen, Zündzeitpunkt nochmals kontrollieren und gegebenenfalls nach korrigieren. Zündung ausschalten.
 
Eine höhere Genauigkeit ergibt jedoch die dynamische Messung mittels Stroboskop. Dabei wird keine Prüflampe oder ein Multimeter verwendet. 
Das Stroboskop wird an die Zündkabel der jeweiligen Zylinder angeschlossen und der Motor gestartet. Bei Leerlaufdrehzahl wird der richtige Zündzeitpunkt durch Anblitzen überprüft und eingestellt. Aber Vorsicht: nicht an drehende Teile fassen!

Überprüfung der Fliehkraftverstellung
Den Induktiv-Clip des Stroboskops dazu um das Zündkabel der Zündkerze des Zylinders 1 (in Fahrtrichtung links) klemmen.
Den Motor starten, auf eine Drehzahl bringen bei der maximale Verstellung vorliegt (ca. 3600 min-1 und die Markierung anblitzen. Die umlaufende Markierung muss mit der feststehenden am Gehäuse übereinstimmen (C). Danach die Überprüfung für den 2. bzw. R-Zylinder wiederholen.
Beide Verstellwinkel für die Fliehkraftverstellung müssen mit dem Sollwert übereinstimmen, sonst muss der Verstellmechanismus gängig gemacht oder ausgewechselt werden.

© Michael (25.08.04 )    [Start]