Zündkerzen montieren

Zündkerzen aus- und einbauen kann doch schließlich jeder, oder? 

Die Sache klingt zwar einfach, aber man kann hier einige Fehler machen, die später viel Geld kosten. Beispielsweise wird kaum jemand eine Kerze montieren, deren Gewindedurchmesser nicht mit dem im Kopf zusammenpasst, oder?
Ich habe daher einige Tipps zusammengestellt, die unbedingt beachtet werden sollten, um auf Dauer Schäden zu vermeiden. 

   
Sauberkeit
Zündkerzen sollten im Bereich des Gewindes immer sauber sein, sonst werden Rückstände zwischen die Gewindegänge gepresst und zerstören sie  - besonders bei Aluminium-Zylinderköpfen.
Auch die Dichtfläche der Zündkerze sollte sauber sein, um eine optimale Dichtwirkung zu erhalten.

Bevor eine Kerze demontiert wird, sollte man sie etwa 1/3 herausschrauben, um Schmutz, losen Rost und Sand um das Kerzenloch entfernen (z.B. mit Druckluft), damit nichts in den Verbrennungsraum fallen kann. 
Mit der Sauberkeit sollte man es aber nicht übertreiben. Verdünnende Flüssigkeiten (Alkohol, Benzin o.ä.) gehören NICHT ins Zündkerzenloch! Sie entfetten das Zündkerzengewinde zu stark und das kann zu einer festgefressenen Kerze führen. Das Gleiche gilt auch für Mittelchen wie "Startpilot" Der besteht aus Äther und verbessert die Zündfähigkeit des Gemischs ungemein. Wenn er also benötigt wird, sollte man ihn in den Lufilter-Kasten sprühen.

Beschädigungen
Bei Beschädigungen muss das Gewinde mit einem Gewinde-Reparaturset instand gesetzt werden. Bei der Demontage und Montage von Kerzen muss stets gutes Werkzeug verwendet werden, um Gewinde- und Isolatorbeschädigungen durch schräges Ansetzen zu verhindern. Auch kann die Zündkerze dann nicht mehr herunter fallen, wobei sich der Elektrodenabstand unmerklich verstellt.
Sitzt die Zündkerze sehr fest, so schraubt man sie nur wenig heraus, um eine Beschädigung des Gewindes im Zylinderkopf zu vermeiden. Dann lässt man Petroleum oder Kriechöl auf die Gewindegänge tropfen, dreht die Zündkerze wieder hinein und versucht, sie nach einigen Minuten vollständig herauszuschrauben. Danach muss das Gewinde wieder sauber gewischt werden.

Ölen und fetten?
Das Zündkerzengewinde solltest Du weder ölen noch fetten. Es können sich Verharzungen bilden, die das Gewinde beschädigen und gefährliche Wärmestaus bilden.
Empfehlenswert ist jedoch das Einfetten des Zündkerzenisolators mit einem speziellen Silikonfett (z.B. Beru ZKF 01). Dadurch werden Kriechströme vermieden.

Passt sie oder nicht?
Achtest Du auch auf die richtige Gewindelänge?
Wird eine zu lange Kerze verwendet, kann sie Kontakt mit Kolben oder Ventilen bekommen - dann ist der Spaß bald zu Ende. Ist das Kerzengewinde zu kurz, wird der Motor zunächst schlecht anspringen, die Kerze erreicht nicht die richtige Betriebstemperatur und es setzen sich Ablagerungen an der Kerze und dem nicht bedecktem Gewindeteil im Kopf fest. Schraubst du später die passende Kerze ein, wird das Gewinde aufgeweitet und zerstört.

Wärmewert
Ist Dein Motor unverändert, bleib beim empfohlenen Wärmewert, Experimente bringen meist nichts. Schau dir mal das Kerzenbild an. Das kann Dir sagen, ob die montierten Kerzen mit deinen normalen Fahrbedingungen harmonieren. Willst Du danach keine Standardkerze montieren, solltest Du hier weiterlesen.

Elektrodenabstand
Der hat einen direkten Einfluss auf die Temperatur an der Kerzenspitze und die erforderliche Zündspannung. Der empfohlene Abstand sollte daher immer genau eingestellt werden. Neue Kerzen haben einen Feld-Wald-und-Wiesen-Abstand, der nicht unbedingt richtig für Dein Bike ist.

Heiß und kalt
Normalerweise sollten Motor und Kerze kalt sein. Wird aber eine Kerze in einen heißen Motor montiert, muss man sie zunächst handfest einschrauben und einen Moment warten, bis sie sich ausreichend erwärmt hat. Erst dann ist sie mit dem richtigen Anzugsmoment (siehe unten) festzuziehen.
Beachtet man dies nicht und knallt sie gleich fest, kann das Gewinde im Zylinderkopf herausreißen. Das gleiche gilt auch für eine heiße Kerze und einen kalten Motor. Hier kann sich die Kerze im Betrieb lockern.

Anzugsmoment
Normalerweise wird die Kerze mit dem normalen Kerzenschlüssel in den Kopf geschraubt, bis die Dichtfläche aufliegt. Jetzt wird sie mit dem einem Drehmomentschlüssel festgezogen. Die üblichen Anzugsmomente könnt Ihr der Tabelle entnehmen. Übrigens ist 1 Nm = 0,102 kpm. Die genannten Werte sind daher durch 10 zu teilen, wenn der Drehmomentschlüssel eine ältere Skala in kpm hat.
Die Anziehmomente gelten für Zündkerzen in Neuzustand und ohne zusätzliche Schmiermittel.

Kerzentyp Gewinde Graugußkopf Aluminiumkopf
       Nm lb-ft Nm lb-ft
Flachsitzkerzen mit Dichtring M 18 x 1,5 30 - 45 25,3 - 32,5 20 - 35 14,5 - 25,3
M 14 x 1,25 25 - 35 18,0 - 28,9 15 - 30 14,5 - 21,6
M 12 x 1,25 15 - 25 10,8 - 18,0 15 - 20 10,8 - 14,5
M 10 x 1,00 10 - 15  7,2 -10,8 10 - 12 7,2 - 8,7
M 8 x 1,00 8 - 10 5,8 - 7,2
Kegelsitzkerzen mit Konussitz M 18 x 1,5 20 - 30  14,5 - 21,6 20 - 30 14,5 - 21,6
M 14 x 1,25 15 - 25  10,8 - 18,0 12 - 20 7,2 - 14,5
   
Anziehen nach Gefühl ...
sollte man nur, wenn man auf Tour ist, denn auch der besten Schrauber liegt hier leicht daneben - meist wird zu fest angezogen. Ein guter Ansatz ist es, die Kerze in den Kopf zu schrauben, bis die Dichtfläche aufliegt und dann noch um einen Winkel festzuziehen, der von der Bauart der Zündkerze abhängt. Für Flachsitzkerzen gilt 90°, für Kegelsitzkerzen gilt etwa 15°.
Nach dem Motto: "Nach fest kommt ab" führt Anknallen zur Zerstörung von Kerze und Kopf. Doch auch bei zu leichtem Anziehen droht Gefahr. Schnell lockert sich Kerze oder wird durch den schlechten Wärmeübergang zu heiß. Das wiederum führt zu Fehlzündungen, Motorklingeln und hohen Motortemperaturen.

© Michael (23.09.12 )    [Start]