Bikers Glanz und Gloria
Aluminium polieren für jedermann, Teil 1

Von Beate Buckert

Um es gleich vorweg zu schicken: Polieren ist kein Sonntagsspaziergang. Wer eigenhändig Metalle auf Hochglanz trimmen will, braucht schon etwas Übung, muss kräftig zupacken können, und sich nebenbei damit abfinden, dass er nach vollbrachtem Werk einer gründlichen Ganzkörperreinigung bedarf.
Aber die Mühen lohnen sich. Und jeder Bastler, der über eine vernünftige Bohrmaschine verfügt, kann es selber tun. Ein Grund euch zu zeigen, wie man mit geringst möglichen Aufwand, zeitlich wie finanziell, ein perfektes Ergebnis erzielen kann. Denn selber Polieren ist nun mal der billigste und schnellste Weg, um Teile unseres Kultobjektes zu veredeln. Und es verschafft auch noch ein nicht unerhebliches Gefühl der Befriedigung, wenn nach Schmutz und Schweiß der neue Glanz erstrahlt.
Gerade bei Aluminium, immerhin eines der Hauptbestandteile jedes Motorrades, liegen die Vorteile gegenüber dem Verchromen auf der Hand. Hier wird von Billiganbietern recht häufig auf die notwendige Kupferschicht zwischen Chrom und Alu verzichtet. Mit dem unerfreulichen Ergebnis, dass der Chrom bereits nach einem halben Jahr erste Auflösungserscheinungen zeigt. Während poliertes Alu bei sachgemäßer Pflege fast Ewigkeitswert hat und auch, im Vergleich zu rauhem unpoliertem, Vorzüge aufweist. Es wird haltbarer und pflegeleichter, da Polieren nichts anderes als eine Oberflächenverdichtung bewirkt. So haben Schmutzpartikel deutlich weniger Chancen sich ins Alu einzunisten, und ihr Vernichtungswerk zu beginnen. Ab und an mit entsprechender Politur behandelt, beschert das aufpolierte Leichtmetall lang anhaltende Freuden. Lediglich vor Salzfraß, und nicht für Alu geeignete Reinigungsmittel sollte man sich in Acht nehmen.
Wer dennoch verchromen will, kommt ums Thema auch nicht herum. Grundsätzlich sollten die Teile vorher glatt poliert werden, da feindlich gesonnene Unebenheiten ansonsten im Chromglanz erst recht zur Geltung kommen. Neben Alu eignen sich auch Kunststoff, Messing, Stahl und VA zum polieren. Letzteres, einmal auf Hochglanz gebracht, ist besonders pflegeleicht. Es bedarf lediglich eines Lappens, um es wieder zum funkeln zu bringen.
Wir wollen uns an dieser Stelle aber vornehmlich dem Aluminium widmen, und haben als Anschauungsbeispiel mit einem Motorseitendeckel ein beliebtes Polierobjekt zum Glänzen gebracht, das sich durchaus auch für Anfänger eignet. Das "gute" Stück ist ziemlich mitgenommen, und hat vom Salzfraß über Sturz- und Gebrauchsspuren alles zu bieten, was eine Wandlung vom hässlichen Mauerblümchen zur stolzen Schönheit möglich macht.
   

Was wird benötigt: 
Bei Härtefällen mit gravierenden Sturzspuren, wie bei unserem Deckel, ist für die groben Vorarbeiten ein Exenter- oder Schwingschleifer angesagt. Für die unzugänglichen Stellen eignen sich diverse Schleifaufsätze für Bohrmaschinen, wie Fächer- oder Scheibenschleifer oder aber auch eine Elektrofeile. Diese dienlichen Helfer sind nur dann erforderlich, wenn an den schwer erreichbaren Stellen auch tiefe Spuren vorhanden sind. 
Man kann diese Arbeiten natürlich auch von Hand mit Schmirgelpapier bearbeiten, was allerdings auch mühseliger ist. Für alle Schleifaufsätze gilt: Schleifpapier diverser Körnungen, von 80 bis 400, wird benötigt.
Grundvoraussetzung für die eigentlichen Polierarbeiten ist eine Bohrmaschine, die mindestens 650 Watt hat und 3000 Umdrehungen pro Minute auf die Rolle bringt. Ein Bohrständer oder eine entsprechend stabile Spannvorrichtung sollten auch vorhanden sein. Der Schraubstock ist dafür nicht geeignet. Wenn Manneskräfte sinnvoll walten, findet die Bohrmaschine hier nicht den entsprechenden Halt.
Für die Bohrmaschine gibt es diverse Polieraufsätze, die in Form und Härte verschieden abgestuft sind. Im Regelfall benötigt man zwei verschiedene Polierbürsten: eine Vorpolierscheibe und eine Hochglanzpolierscheibe, am besten im 100er Durchmesser. Der Bedarf richtet sich immer nach dem Zustand des zu polierenden Teils. Sind die Polierobjekte so verhunzt, wie unser Deckel, verbraucht man erfahrungsgemäß mehr Vorpolierscheiben als Hochglanzpolierscheiben. In solchen Fällen also im Verhältnis zwei zu eins besorgen. Für Vertiefungen die von den Polierscheiben nicht erreicht werden, sollte man sich noch einen Satz Filzpolierstifte und Gummipolierer zulegen, die in verschiedenen Größen und Formen erhältlich sind.
Die Bürsten verrichten ihre Arbeit nicht alleine, 
sondern nur in Zusammenarbeit mit entsprechenden Polierwachsen. Hier unterscheidet man zwischen Schleifpaste (vergleichbar mit etwa 400er Schleifpapier) für grobe Vorarbeiten, sowie Vorpolier- und Hochglanzpolierwachs. Zudem sind auch Spezialwachse für Kunststoff und VA erhältlich. Die Wachse haben je nach Bestimmung Farbcodes, die aber von Hersteller zu Hersteller verschieden sind. 
Mit dem Fingernageltest lässt sich die Eignung schnell klären. Je weicher ein Wachs ist, um so mehr taugt es fürs gröbere Abtragen, während das härtere fürs Hochglanzpolieren von Alu oder für Stahl und VA Verwendung findet.
Polieren ist absolute Drecksarbeit. Von daher sind Schutzbrille und Staubmaske zur eigenen Sicherheit Pflicht. Nicht zu vergessen, dass das Metall beim Polieren richtig heiß wird, Handschuhe sind also auch angesagt.
  

Wie besorg ich's mir? 
Möglichst nicht im Baumarkt! Was dort zu ergattern ist, ist vergleichsweise teuer, und eignet sich bestenfalls zum Polieren des Tafelsilbers. Polier-Sets, die von Zubehöranbietern wie Louis, Polo oder Gericke angeboten werden, sind zwar qualitativ nicht schlecht, eignen sich aber kaum für den Großangriff in Sachen Glanznummer. Nach zwei Motorseitendeckeln ist das Material bereits teilweise aufgebraucht. Zudem lässt die Zusammenstellung mit nur einer schmalen Vorpolierscheibe zu wünschen übrig. Und einzeln nachbestellen ist nicht überall möglich. Oft fehlt auch entsprechendes Zubehör im Programm.
Wer sich ein vernünftiges Polier-Set zusammenstellen will, für den lohnt der Blick in Branchenbuch oder Fachzeitschriften. Spezialisierte Anbieter bieten eine gute Auswahl an qualitativ hochwertigen Bürsten in den verschiedensten Größen, die auch einiges dicker und somit langlebiger sind, als in den handelsüblichen Polier-Sets. 
Hier findet man auch eine breite Auswahl an Filzpolierstiften und Wachsen. Von den oft angebotenen kurzen konischen Aufnahmedornen ist jedoch abzuraten. Lieber zu den abgeflachten greifen, oder sich aus einem Stück Gewindestange mit zwei Muttern und Unterlegscheiben selber was basteln. Das bietet eine größere Distanz zum Bohrfutter, und damit mehr Bewegungsfreiheit bei der Arbeit.
   
Die Vorarbeiten 
richten sich nach dem Zustand des Alus, und danach was man polieren will. Unser Motorseitendeckel war mit ekelhaftem Klarlack überzogen, der bereits gelblich angelaufen war, was meist schon nach zwei Jahren der Fall ist. Hier empfahl es sich, den Lack abzubeizen und die Reste mit mittlerer oder grober Stahlwolle abzureiben. 
Wenn ein Deckel nicht zu vergammelt ist, glänzt er dann bereits so gut, dass man direkt zum Hochglanzpolieren übergehen kann. 
Sind aber kleine Kratzer oder geringfügiger Salzfraß vorhanden, kann man aufs Vorpolieren nicht verzichten.
  

Texte und Fotos Beate Buckert & Olaf:
Für die Veröffentlichung liegt mir die freundliche Genehmigung der Autorin vor.

Michael (21.03.04 )    [Start]