Oder Ihr lest Euch durch alle Kapitel durch. Schauen
wir uns hier zunächst mal den Aufbau eines Öls an:
Grundöl
Öl ist nicht einfach eine Flüssigkeit, sondern
besteht aus einer Vielzahl von Einzelkomponenten.
Das fängt bei unterschiedlichen Grundölen an,
die miteinander vermischt werden und so dem
Schmierstoff besondere Basiseigenschaften
verleihen, die sich später beim fertigen Produkt
deutlich bemerkbar machen.
Neben den reinen Mineralölen gibt es
Hydrocracköle mit einem höherem Reinheitsgrad
und verbesserter Molekülstruktur; sogenannte
Polyalphaolefine (chemisch
konstruierte geradlinige Kohlenwaserstoffverbindungen)
und schließlich synthetische Ester, das sind chemisch
hergestellte Produkte mit Molekülen beliebiger Form,
Struktur, Art und Größe.
Puh, klingt schon kompliziert, aber jetzt haben wir
beinahe 80% des späteren Produktes beisammen. Der
Rest besteht aus sogenannten Additiven, die ganz
verschiedene Aufgaben übernehmen. Früher sprach man
von veredelten oder legierten Ölen, denn die Additive
verbessern die Schmierstoffe auf chemische oder
physikalische Weise. Zu den chemisch wirkenden
gehören...
Detergentien
verhindern auf chemische Weise die Bildung von
Ablagerungen an thermisch belasteten Motorteilen. Sie
reinigen nicht nur den Motor von innen, sondern
neutralisieren auch "saure"
Reaktionsprodukte aus der Verbrennung.
Dispersantien
halten Verschmutzungen (z.B. Staub, Wasser,
Verbrennungsrückstände) im Öl in ständiger
Schwebe, um eine Ablagerungen zu verhindern. Der Trick
dabei: In einer chemischen Reaktion werden die
Teilchen umhüllt und können so nicht an Bauteilen
"kleben".
Antioxidantien
sorgen für ein längeres Leben der Schmierstoffe. Die
altern nämlich unter dem Einfluss von Wärme und
Sauerstoff - der Fachmann sprich von Oxidation. Auch
Säuren aus der Verbrennung und Metallteilchen
arbeiten fleißig an der Zersetzung des
Schmierstoffes. Aber auch die besten Antioxidantien
können den Alterungsprozess nur verzögern. Haben
sich zu viel lack-, harz- und schlammartige
Ablagerungen gebildet, steht ein Ölwechsel an.
Verschleißschutz-Zusätze
Man spricht bei diesen Stoffen auch von EP- (Extreme
Pressure) und AW-Additiven (Anti-Wear). Sie bauen auf
Gleitflächen hauchdünne Schichten auf, die bei Druck
und Temperatur gleitfähig sind und so extremen
Verschleiß, also "Fressen" verhindern
sollen. Das Gute daran: Kommt es beim Kaltstart doch
zu einem intensiven metallischen Kontakt bilden sich
die Schichten durch eine chemische Reaktion neu.
Man glaubt es kaum, denn das älteste EP-Additiv ist
ganz normaler Schwefel. Aber auch Elemente wie Zink,
Phosphor und Schwefel in verschiedenen Kombinationen
werden verwendet, da sie, wie beispielsweise das
Zinkdithiophosphat, noch Alterungs- und
Korrosionsschutz bieten.
Korrosionsinhibitoren
sollen verhindern, dass der Motor nicht innen
korrodieren, indem sie sich an Metalloberflächen
anlagern und dort dichte, pelzartige Schichten bilden.
Die stoßen Wasser ab und geben so dem Rost keine
Chance. Leider sind sie nicht unkaputtbar und
verringern auch schon mal die Wirkung der
EP-/AW-Additive. Da kommt es dann auf die richtige
Mischung an.
Wichtig sind auch noch physikalisch wirkende
Additive ...
VI - Verbesserer
Viskositätsindex- oder kurz VI-Verbesserer tun genau
das, was der Name sagt. In Mehrbereichs-Motorenölen
"strecken" sie die Viskosität eines Öles
bei höheren Temperaturen. In kaltem Öl liegen sie
als faserförmige Moleküle zusammen geknäult vor, und
behindern dessen Bewegung kaum. Wird's heißer
entknäulen sie sich zu einem Maschennetz, das die
Bewegung der Moleküle bremst und das Öl so zäh
hält. Leider halten die Dinger nicht ewig und zerreißen mit zunehmendem Alter - besonders, wenn
preiswerte Verbindungen in Billigölen verwendet
werden.
Antischaum-Additive
ermöglichen, dass weniger Luft und Verbrennungsgase
im Öl eingeschlossen werden und dass sie schneller
entweichen können. Viel Schaum führt zu Alterung und
schlechtem Schmierverhalten, was wiederum deutlich
höhere Öltemperaturen und mehr Verschleiß zur Folge
hat.
Pourpoint-Verbesserer
Pourpoint ist die Tieftemperatur (°C bzw. °F), wo
das Öl gerade noch fließt. Durch Zugabe dieser
Additive wird das "Stocken" eines Öles
verzögert und es kann auch bei tiefen Temperaturen
besser fließen.
Reibkraftminderer
Wirken im Bereich der Mischreibung und trennen
Metalloberflächen voneinander. Ein bekannter
"Friction Modifier" ist Molybdän oder
Graphit.
Was lernen wir aus all diesem komplizierten Dingen?
Nur eine ausgewogene Mischung aus Grundöl und guten
Additivkomponenten ergibt ein Top-Motorenöl - und da
gehen die Qualitäten sehr auseinander.
Die Ölgesellschaften geben daher jede Menge Daten an,
die manchmal verwirrend erscheinen und so will ich die
wichtigsten mal einzeln auseinandernehmen. Wen das
interessiert, der kann unten mal weiterklicken. |