SUZUKI GS 450 E, S - Fahreindrücke

Eigentlich war die GS 450 die legitime Nachfolgerin der beliebten GS 400 und in beinahe jedem Punkt besser. 
Während die Vorgängerin mit Lob überschüttet wurde, erntete die 450er in den Testberichten so manchen Verriß.
 Warum? Nun, die Zeit war nicht stehen geblieben und 1980 gab viele, erheblich weiterentwickelte Konkurrentinnen. Da sah die Neue plötzlich ziemlich alt aus. Außerdem verkaufte Suzuki die GS 400 noch und die GS 450 konnte sich trotz neuer Technik nicht so recht gegen
 den Wettbewerb im eigenen Hause bestehen - zumal das neue Styling nicht jeden Fan überzeugten wollte.

Revival mit Modifikationen am Motor
Der 448ccm-Motor bekam zwar Gleitlager für die Kurbelwelle verpasst, musste aber auf das moderne Vierventil-TSCC-System verzichten. Es blieb bei den zwei Ventilen den beiden obenliegenden Nockenwellen und der Ausgleichswelle, die die Vibrationen im Zaum hielt. 
Dass der robuste Parallel-Twin damit nicht zum alten Eisen gehörte, zeigte sich am besseren Drehmomentverlauf und der viel höheren Leistung von 42-43 PS. In deutschen Landen mussten die Biker aber wesentlich zahmer zur Sache gehen, denn die GS 450 wurde mit anderen Nockenwellen auf 27 PS gedrosselt.
Auch mit weniger Kilowatt zog die GS bereits ab 3.000 U/ min gut durch und ließ ab 5.500 U/min deutlich die Muskeln spielen, um knapp jenseits von 7.600 U/ min ihr höchstes (gedrosseltes) Drehzahlniveau zu erreichen. Im richtigen Bereich betrieben, war der Motor angenehm ruhig, beschleunigte die GS 450 in etwas mehr als 8 Sekunden auf 100km/h und erreichte mit ihr 147 - 155 km/h Höchstgeschwindigkeit. 
Gelobt wurde die leichtgängige Kupplung und das erstklassige 6-Gang-Getriebe, bemängelt die schlechten Kaltstarteigenschaften, die durch den ungünstig angebrachten Chokehebel auch nicht besser zu handhaben waren.

Ein Fahrwerk mit Licht und Schatten 
Durch den auf 105 mm verlängerten Nachlauf war die 450er geradeaus deutlich stabiler zu fahren und verwöhnte den Piloten mit einem längeren Federweg (100 mm) auf der Hinterhand - so konnte man sie sportlich bewegen, solange die Straße glatt war. Schräglagen bis knapp an die Reifenhaftgrenze waren dann durchaus drin. Nur auf schlechten Wegen baute die Telegabel ab und das Vorderrad wurde wegen der straffen Federungsabstimmung unruhig.
Immerhin ließen sich die Bremsen gut dosieren und zeigten eine passable Wirkung. Nur die hintere Simplex-Trommel neigte bei mangelndem Feingefühl zum plötzlichen Blockieren.

Die GS 450 war auch für längere Touren gut.
Mit fahrfertigen 189 Kilos war die Neue zwar ein kleines Dickerchen, konnte aber noch 202 kg Zuladung vertragen. Leider bot der schmale Tank wenig Platz für einen Tankrucksack Platz und ließ auch den richtigen Knieschluß vermissen. Dennoch waren abnehmbare Sitzbank und die sich daraus ergebende Sitzposition auch für zwei Personen recht gut. Das galt besonders für die S-Version mit der kleinen Verkleidung, die den Winddruck reduzierte.
Die Schalter waren bis auf den kombinierten Blinker-Femlichtschalter praxisgerecht zu bedienen, Tacho und Drehzahlmesser zeigen genau an und die Kontroll-Leuchten waren gut zu erkennen. 
Lange Urlaubsreisen konnten so höchstens durch (kaum wahrscheinliche) Defekte unterbrochen werden, denn mit dem schlechten Bordwerkzeug, das im Bürzel untergebracht war, ließ sich nichts anfangen.
Schlanke DM 5152 - genauso viel, wie die betagte GS 400 - mußte man für das E-Modell anlegen und bekam ein besseres und noch solideres Motorrad, wenn man kleine Kompromisse beim Design eingehen konnte.
Aber über Geschmack kann man bekanntlich streiten.

© Michael (04.10.03 )    [Start]