SUZUKI GSX 1100 SX, SZ
"Das
beste Superbike, das man für Geld kaufen
kann." So enthusiastisch äußerte sich das
amerikanische Magazin "Cycle" über
die Qualitäten des Suzuki-Flaggschiffs, der
ersten GSX 1100.
Dennoch wurde sie kein großer Erfolg.
So entschied das japanische Unternehmen um den
Präsidenten Osamu Suzuki ihr per
Facelifting auf die Beine zu helfen und man
übertrug die Gestaltung des Katana-Prototyps
den Deutschen Hans A. Muth, Hans Georg Kasten
und Jan Olof Fellström. |
|
 |
Da erst im April 1980 im Suzuki-Zentrum von Hamamatsu
die Feinarbeit an der GSX
1100 Katana begann und obwohl nur 15 Monate
bis zur Serienreife vergingen, war das zu spät für
das Verkaufsjahr 1981.
Zumindest konnte die Katana auf der IFMA 1980
vorgestellt werden: Von
völliger Ablehnung bis zu sofortiger
Begeisterung reichten die Reaktionen des
Publikums, denn auf den ersten Blick unterschied
sich Suzukis neueste Kreation doch nachhaltig
vom bisherigen japanischen Einheitsbrei.
Das Design war sicher
ungewöhnlich, doch man
gewöhnte sich schnell an die neuen Linien. Das vom target DESIGN geschaffene
Styling war in allen Punkten gut durchdacht: Die
kontourierte Sitzbank integrierte den Fahrer in
die Maschine, die gut plazierten Lenkerstummel
und Fußrasten ergaben eine sportliche, nicht
übermäßig unbequeme Haltung.
|
 |
Der im
wesentlichen von den ersten GSX-Modellen
übernommene luftgekühlte
Vierzylindermotor, der auf der GS
1000 basierte, war in der Big Bike-Klasse
unerreicht. Für den Dienst in der Katana wurde
es noch weiter verbessert, um noch bessere
Leistung und Laufkultur zu liefern. Ein
wesentliches Element war dabei die
überarbeitete, rollengelagerte Kurbelwelle.
So brachte der 1100er Motor offen immerhin 115
PS auf die Rolle. Hierzulande blieben - wegen
der damaligen Selbstbeschränkung der Importeure
- aber nur noch 100 PS übrig. |
|
Natürlich
besaß auch die Katana den wunderbaren
Vierventil-Zylinderkopf mit dem patentierten TSCC-System
(Twin Swirl Combustion Chamber). Eine
gute Gasverwirbelung sollten eine äußerst potente Leistungsentfaltung
bei vernünftigem Benzinverbrauch ergeben. Da die
Zündkerze zentral angeordnet war, ergaben sich im
kompakten Brennraum kurze Brennwege. Die 1100er
überzeugte durch eine bullige
Motorcharakteristik, dem aber Vibrationen
nicht fremd waren. Bereits ab
2000 U/min konnte man im fünften und
letzten Gang das Gas ohne ein Leistungsloch oder
Verschlucken aufziehen. |
Der
neue Doppelschleifen-Rohrrahmen wurde mit
zusätzlichen Querstreben am Rahmenrückgrat und
Knotenblechen verstärkt, um dem sportlichem
Einsatz gerecht zu werden. Im Vorderrad
tat eine ebenfalls neu entwickelte, in der
Federrate 4-fach verstellbare Gabel mit 150 mm
Federweg ihren Dienst, die zudem noch mit einem hochaktuellen
Anti Dive-System bestückt war. Der
Bremsdruck wirkte dabei auch auf die Dämpfung
und verhärtete die Druckstufe. Das Ergebnis war
zwiespältig: Auf Landstraßen oder in der Stadt
war das Ansprechverhalten der Gabel schlechter,
doch auf der Autobahn beim Zusammenbremsen aus
hohen Geschwindigkeiten war das ANDF-Sytem (Anti
Nose Dive Fork) überzeugend, denn die
Katana-Gabel tauchte nicht so tief ein. |
|
 |
Die
sportlich straffe Hinterhand wurde von einer Aluminium-Kastenschwinge
geführt, die auch die nomale 1100er besaß. Nur 108 mm
Federweg, kombiniert mit den knallharten, 5-fach
verstellbaren Federbeinen gaben Fahrbahnunebenheiten
ungemildert und heftig an den Fahrer weiter. Die tiefe
Sitzposition war so nur für die
schnelle Kurvenhatz über Land geeignet. Da war die
Katana in ihrem Element, vermittelte Fahrspaß und
ließ ungeahnte
Schräglagen zu.
An der vorderen Doppelscheiben-Bremsanlage
wurden mangelhafte Dosierbarkelt und ein schwammiger
Druckpunkt moniert. Einige Fahrer deaktivierten
daher später das Anti-Dive-System.
Die hintere Einscheibenbremse war hingegen gut und
neigte nur in Extremsituationen zum Blockieren, wobei
das Hinterrad im Motorschiebebetrieb ins Stempeln
geriet. |
 |
Sonst
hatte die schöne Katana nur Detailmängel.
Der Seitenständer bleibt gern hängen oder wird
verbogen, der Benzinhahn ist schwer zu bedienen und der am linken
Seitendeckel installierte Dreh-Choke läßt sich
schlecht dosieren. Auch der Blinkerschalter, der
mit
Fernlichtschalter und Lichthupe
kombiniert ist, überforderte manche Tester.
Um an das schlechte Bordwerkzeug, die Batterie und den Luftfilter zu gelangen, mußte die
Sitzbank angehoben werden, was in Fummelei ausartete.
Wie es sich für eine Sportmaschine gehörte,
war die Abdeckung der
0-Ring-Kette (Dimension 3/4" x 3/8") etwas
knapp bemessen, was einen höheren Aufwand für
die Pflege nach sich zog. |
|
Die
ersten Tester bemängelten darüber hinaus die neu gestylten
Armaturen, die zu einer Einheit
zusammengefügt waren - ähnlich wie bei alten
Hondas. Manchen waren sie zu unübersichtlich. Die
Drehzahl konnte man durch die
orangefarbenen Ziffern zwar gut abzulesen, die Geschwindigkeitsangabe
war hingegen schlecht zu entziffern.
Katana-Treiber akzeptierten jedoch schnell die
ungewöhnliche Ausführung und heute ist die
Einheit ein edles und gesuchtes Stück, welches
bei so manchem Streetfighter - auch anderer
Marke - gerne verwendet wird. |
|
 |
Die
1100er war auf den ersten Blick leicht mit der später
vorgestellten 750er-Katana zu verwechseln. Bei genauem Hinsehen
ergaben sich jedoch einige Unterschiede: So hatte die
GSX 1100 S eine zweifarbige Sitzbank in
Wildleder-Optik, einen zweifarbigen Vorderrad-Schutz,
hell abgesetzte
Enkei-Gußräder, einen schwarzen Heckbürzel
und einen etwas breiteren Hinterradreifen.
Alles in allem hatte diese Katana-Variante einen kompromißlos auf
sportliches, leistungsorientes Fahren getrimmten Charakter -
sie war perfekt für diesen Einsatzzweck.
Wer
aber Komfort oder gar Tourentauglichkeit bei ihr suchte,
hatte sich für das falsche Bike entschieden. |
© Michael (27.03.04
) [Start]
|