80 Jahre Suzuki - Fortsetzung folgt!

Seit nunmehr 80 Jahren existiert der japanische Hersteller Suzuki, der sich aber während der ersten 30 Jahre nur mit der Produktion von Webstühlen befasste. Vor knapp 50 Jahren man mit dem Motorradbau begonnen, seit 35 Jahren in Deutschland vertreten und vor 15 Jahren schon totgesagt: Suzuki hat eine Schwindel erregende Berg- und Talfahrt hinter sich - wie ein Gang durch die Geschichte belegt.

Michio Suzuki und seine Webstühle

Am Anfang der Suzuki - Firmengeschichte steht ein spinnenbeiniger Webstuhl aus Holz, den Firmengründer Michio Suzuki erfunden hat. Der Mann mit der runden Nickelbrille kam1887 in der Nähe von Hamamatsu, einer kleinen Stadt 200 Kilometer von Tokio entfernt, auf die Welt. Sein Vater war Baumwollpflanzer gewesen, er selbst wurde Zimmermann. Im Alter von 22 Jahren entwickelte er einen Webstuhl mit Pedalantrieb und gründete eine eigene Firma. Im Laute der Jahre fand er schließlich eine Lösung dank derer Anfang und Ende der Kettfäden keine Störung mehr im mechanischen Ablauf verursachten. Die Nachfrage nach diesem mechanischen Wunderwerk war umwerfend, denn Stoffe und Tuche waren in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts Japans wichtigstes Exportgut.
Um mit der Nachfrage Schritt halten zu können, musste mehr Kapital beschafft werden, der Jung-Fabrikant entschloss sich zum Gang an die Börse. 
Das war im Herbst des Jahres 1920, und an dieser Stelle ist ein stilles Gedenken angebracht, denn die Gründung jener ersten Aktiengesellschaft war die Geburtsstunde der heutigen Firma Suzuki.
Damals war Japan technisches Entwicklungsland und es gab keine Kraftfahrzeugindustrie. Man importierte etwa 20.000 Fahrzeuge im Jahr und konnte die wachsende Nachfrage nicht befriedigen. Michio Suzuki sah die Marktlücke und kaufte einen englischen Austin "Seven", den er mit seinen Technikern genau studierte. Nach wenigen Monaten enstand ein ähnliches Gefährt - der ersten Wagen aus Hamamatsu. Doch gegen Ende der Entwicklung schränkte die japanische Regierung die Herstellung "nicht lebenswichtiger" Güter ein und Suzuki musste das Projekt aufgeben.

Mit "Power Free" zum Angeln

Die nächsten dreißig Jahre sind was Motorradaktivitäten angeht, ebenso unergiebig wie die Jahrzehnte zuvor. Suzuki war in erster Linie Webstuhl-Fabrikant in zweiter Linie Hobby-Angler. Und diese Kombination führte schließlich zum Motorrad. Michio Suzuki war nämlich mühsam strampelnd mit seinem Fahrrad auf dem Weg zum Angeln, als ihm die Idee kam, es doch einmal mit Motorrädern zu versuchen.

Und weil Suzuki, trotz seiner 67 Jahre immer noch der Chef war begannen seine Maschinen-Konstrukteure im November 1951 mit der Arbeit an einem Fahrrad-Hilfsmotörchen mit 36 Kubik, dem "Power Free". 
Das war auch im Sinne von Shunzo Suzuki, dem damaligen Generaldirektor der Firma. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten jener Zeit  musste er sich nach anderen Produktbereichen umsehen, um nicht einen grossen Teil der Belegschaft entlassen zu müssen - und Fortbewegungsmittel für den Individualverkehr schienen vielversprechend.
Die Entscheidung  wurde ein voller Erfolg zumal sich Honda mit der Dream E, einer 150er, aus diesem Marktsegment mehr und mehr verabschiedete. Michio Suzuki - oder besser sein Schwiegersohn - setzte voll auf den "Power Free", einen Einbaumotor mit quadratischem Verhältnis von Bohrung und Hub von jeweils 36 mm. Er leistete 1 PS bei 4.000/min und war der Kleinste damals in Japan erhältliche Motor. Noch im ersten Jahr 10.000 dieser Einbausätze verkauft. Im Jahr darauf 1953 verließen über 35 000 Stück davon die Werkshallen von Takatsuka bei Hamamatsu - aber auch komplette Fahrzeuge. Zu diesem Zeitpunkt muss es Suzuki klar gewesen sein, dass dem motorisierten Zweirad die Zukunft gehörte. 

Diamond Free, das erste richtige Moped

Das erste richtige Zweirad hieß dann MF 1. Es datiert von Ende 1953. Angetrieben von der auf 60 Kubikzentimeter aufgebohrten Power-Free-Variante leistete der Diamond Free zwei PS bei 4.500/min auf die Reibrolle im Hinterrad. Eingebaut wurde er in einen verstärkten Fahrradrahmen, der schon Telegabel und Trommelbremsen besaß. Die MF 1 hatte in Japan und Asien so grossen Erfolg, dass man sich 1954 in Suzuki Motor Co. Ltd. umbenannte und den Textilbereich ganz aufgab.

Natürlich herrschte in den kleinen Hubraumklassen ein besonders starker Wettbewerb, doch Suzuki war innovativer als die anderen. 
Das zweifarbig lackierte "Suzumoped" ist dafür ein schöner Beweis. Es gilt heute als erstes japanisches Moped überhaupt und wurde zum phantastischen Erfolg. 1959 brachte Suzuki fast eine halbe Million von dieser Version, die aussah wie ein größeres Motorrad in Umlauf. Bis heute spielen die kleinen Hubraumklassen bei Suzuki eine große Rolle.

Mit Colleda geht es weiter

Suzukis Aufstieg in größere Hubraumklassen hatte bereits 1954 begonnen. Die bis 1961 gebauten Colleda-Typen (hier die DH 1 von 1955 mit 100 ccm und 4,5 PS) waren die ersten echten Motorräder der Marke und verhalfen dem Moped-Hersteller zu einem zweiten Standbein im Markt. Von ihrer Optik her mit Pressschalen-Rahmen zweifelsohne von deutschen Maschinen der 50er Jahre inspiriert, gehörte diese Baureihe zu den erfolgreichsten im Japan der 50er Jahre. 
Ursprünglich 1953 als Einzylinder-Viertakter mit 90 ccm präsentiert, folgten bald 100 ccm- und 125 ccm-Zwei- und Viertaktmotoren (Colleda CO). 
Über 100.000 Einheiten entstanden in den nächsten Jahren, das waren mehr als NSU von der Max baute. 

 

Diese Seiten basieren weitgehend auf einem Artikel aus der Zeitschrift "Motorradfahrer" (Ausgabe 09.2000, Autor Achim Glaser) für deren Veröffentlichung mir die freundliche Genehmigung der Reiner H. Nitschke Verlags-GmbH vorliegt.
Michael (04.10.03 )    [Start]