Kawasaki will es wissen

Louis geht fremd
Direkt neben der Honda-Niederlassung an der Alster residierte der damals größte Motorradhändler Deutschlands, Detlev Louis, der sich zunächst auf englische Bikes spezialisiert hatte. Besonders bekannt war dabei BSA, die durch die Amerika-Geschäfte sogar kurzzeitig weltweit größter Motorradhersteller waren. Doch das ist auch schon lange Geschichte.
Detlev Louis war Perfektionist und sein Laden piekfein hergerichtet. Diese Professionalität fiel auch drei Geschäftsleuten aus dem Land der aufgehenden Sonne auf, die Ende 1967 an seine Türe klopften. Sie erklärten Louis, dass sie für Deutschland einen Kawasaki-Importeur suchten. Dieser zögerte nicht lange und war ab Frühjahr 1968 im Geschäft. Schon bald standen fünf Modelle in seinem Laden: Die F2 175, A1 250 Samurai, A7 350 Avenger, W1 650 und W2SS 650. Und diese Geräte hatten es faustdick hinter den Ohren.
Die 175ccm-Einzylinder F2 hatte einen ultramodernen drehschiebergesteuerten Zweitakt-Motor und war für ein Anfängermotorrad verdammt schnell. Doch die beiden anderen Zweitaktgeschosse A1 und A7 waren die wahren Spaßmaschinen, die mit überlegener Beschleunigung und Geschwindigkeit den Kawa-Bazillus in so manches Herz trugen.

Renntechnik für die Strasse 
Die 250er A1 toppte alles bisher Dagewesene. Der Drehschiebermotor leistete 31 PS und machte sie knapp 170 km/h schnell, die 350er A7 stemmte gar satte 42 PS auf die Kurbelwelle und brachte 185 Sachen. 
Die Motorradbegeisterten hatten ihre neuen Wundermaschinen entdeckt und die schlitzgesteuerten Zweitakter von Suzuki und Yamaha spielten plötzlich die zweite Geige. Für jeden Zylinder einen Drehschieber, wenn das keine Rennmaschine war!
Die 650er W1 und W2SS waren hingegen gnadenlose Kopien der bekannten BSA A7, die sich zwar in Japan verkaufen ließen, aber bei uns nur Gähnen hervorriefen. Lediglich sieben Kunden erwärmten sich für die Dampfhämmer, während die Zweitakter wie die warmen Semmeln verkauft wurden.
Zweitaktrakete für Unerschrockene 
Schnell kamen weitere Kawasaki-Partner dazu, zu denen Spaett in München, Heinrich Ronsdorf in Schwelm, Reinhard Scholtis in Köln, Motorrad-Bangert in Bielefeld und Motor-Rauscher in Weißenberg gehörten.
Sie sorgten dafür, dass bald ganz Deutschland den Namen Kawasaki mit starken und schnellen Maschinen gleichsetzte. Anfang 1969 zündeten die Japaner die zweite Stufe und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: 
Die 500 H1 erschütterte die etablierte Motorradwelt. Ein Zweitakt-Geschoss, eine wahre Rakete, die mit ihrem 500er schlitzgesteuertem Dreizylinder-Motor, 50 PS stark und 200 km/h schnell war.
Die "Mach III" war schlicht und ergreifend die stärkste Serien-500er, die der Markt zu bieten hatte. Etwas für unerschrockene Harakiri-Fahrer.
Aus dem Stand kam man in einer Zeit unter fünf Sekunden bis zur 100 km/h-Marke. Vorausgesetzt der überraschte Fahrer brachte es fertig, das Vorderrad auf der Strasse zu halten. Hatte man je etwas Ähnliches gesehen? Eine Adrenalinspritze fürs Volk, pure Renntechnik zu einem lächerlichen Preis von lediglich 4300 Mark.

Bilder: Kawasaki
© Michael (25.11.03 )    [Start]