Zeitwertermittlung für klassische SUZUKI-Motorräder

Will man ein Motorrad kaufen oder verkaufen, stellt sich immer die Frage des Preises. Die Ermittlung des Zeitwertes wird erschwert, wenn das Fahrzeug wegen des Alters in keiner Liste mehr geführt wird. So kommt es vor, dass der Besitzer den wahren Wert meist über- oder manchmal sogar unterschätzt.
Sinnvoll ist es, sich vor der Wertermittlung zunächst einmal in den einschlägigen Medien (Zeitschriften, Internet) nach ähnlichen Modellen und deren Verkaufspreisen zu erkundigen. Ebenfalls hilfreich ist, den momentanen Zustand in Klassen einzuteilen, ähnlich wie Schulnoten. Allgemein werden in der Szene, bei Versicherungen und sogar vor Gericht die folgenden Zustandsnoten zu Grunde gelegt:
   
Note 1 = Spitzenzustand
Das Fahrzeug ist neuwertig oder besser und befindet sich in makellosem Originalzustand ohne Gebrauchsspuren. Weder bei der Optik noch bei der Technik oder der Historie gibt es Mängel. Es hat keine fehlenden oder zusätzlich montierten Teile.
Dieser Zustand ist sehr selten und kann eigentlich nur erreicht werden, wenn das Fahrzeug wie diese GS 850 bis ins letzte Detail original ist, kaum bewegt und extrem gepflegt wurde.

  

Note 2 = Guter bis sehr guter Zustand
Das Fahrzeug ist im Originalzustand oder wurde fachgerecht restauriert. Optisch sind leichte Gebrauchsspuren zulässig. Technisch ist es entweder mängelfrei oder zeigt nur geringste Fehler, die kaum ins Gewicht fallen. Es dürfen keine Teile fehlen oder zusätzlich montiert sein. Wenn Zulassungsbestimmungen es erfordern, können auch andere Teile vorhanden sein. Da nach der Restaurierung wieder benutzt, ist diese GS 550 E "nur" eine 2+.

  

Note 3 = Gebrauchter Zustand
Das Fahrzeug zeigt die normalen Gebrauchsspuren der Jahre, wurde nicht restauriert oder nicht original aufgearbeitet. Die Technik hat zwar Mängel, aber das Fahrzeug ist fahrbereit und es sind keine größeren Arbeiten nötig. Es sollten keine Teile fehlen. Zusätzlich montierte sind dagegen zulässig. Bei der GS 550 sind dies Gepäckträger, nicht originalen Räder und  die Auspuffanlage. Sonst müssen nur einige Verschleißteile gewechselt werden.

  

Note 4 = Verbrauchter Zustand
Das Fahrzeug ist ziemlich am Ende, wurde teilrestauriert oder umgebaut. Es hat starke Gebrauchsspuren, weist größere technische Mängel auf, ist jedoch reparierbar. In diesem Zustand ist es bedingt fahrbereit und erfordert sofortige Arbeiten, d.h. Teile sind defekt, fehlen oder sind nicht original.
Diese GS 400 X wurde schlecht lackiert, umgebaut, Teile fehlen und sind defekt. Die Trommelbremse ist übrigens original!

  

Note 5 = Restaurierungsbedürftiger Zustand
Das Fahrzeug ist nicht fahrbereit, unrestauriert, schlecht restauriert oder wurde teilweise bzw. komplett zerlegt. Es ist in optisch und technisch sehr schlechtem Zustand. Es fehlen Teile und bei der Aufarbeitung fallen hohe Kosten an - das Fahrzeug ist aber immer noch restaurierbar.
Ob diese GS wie gezeigt zusammengebaut oder zerlegt in Kisten erworben wird, ist angesichts des üblen Zustandes egal.

    
Beim Ermitteln der Zustandsnote liegt das Problem oft im Detail, wie man schon an den oben gezeigten Beispielen für Note 1 bis 3 sieht, denn auf den ersten Blick unterscheiden sie sich nicht dramatisch. Eine zuverlässige Beurteilung ergibt sich aus der Prüfung jeder einzelnen Baugruppe nach einer selbst aufgestellten Liste mit Punktevergabe. Eine glatte Drei hat man beispielsweise zwischen 2,9 und 3,2. Bis 3,5 spricht man von einer 3- und ab 3,5 bis 3,8 hat man bereits eine 4+.

Note 1 oder 2?
Bei Motorrädern sind echte Einser relativ häufig anzutreffen, denn ein guter Lack, verchromte und polierte Teile sowie Vollständigkeit lassen sich relativ leicht erzielen. So erzielt man ein Ergebnis "wie neu oder besser". Kann man den Zustand konservieren, indem man nicht fährt, bleibt es bei Note 1. 
Setzt sich im Alltag jedoch der Schmutz endgültig in die Ecken, stellen sich leichte Kratzer ein, wird ein Tankpad aufgeklebt, bekommt man sofort einen typischen Zweier, der vom stolzen Besitzer aber nach wie vor als Einser gesehen und angeboten wird.

Note 3 oder 4?
Fehlen wesentliche Teile rutscht das Gute Stück automatisch in den Vierer-Bereich. Auch die beliebten "Sonderlackierungen" mit der Spraydose oder die moderne Upside-Down-Gabel am alten Klassiker können dieses harte Urteil nach sich ziehen, besonders wenn noch der Motor raucht und die Bremsen rubbeln.
Einen echten Dreier erkennt man daran, wenn das Objekt der Begierde von weitem recht gut und original aussieht, bei näherem Hinsehen jedoch optische und technische Mängel aufweist.  

Note 4 oder 5?
Ganz unten finden sich die Ruinen mit hartem Vorleben, die vernachlässigt, verbastelt und verschlissen sind. Wird solch ein Exemplar angeboten, erhebt sich die Frage nach Teilen. Je schwieriger die zu besorgen sind, desto stärker fällt der Marktwert. Ist dies wegen eines regen Clublebens leicht und ist die Reparatur mit geringerem Aufwand möglich, wird vom Preis her aus einem Fünfer auch einmal ein Vierer.

Wer das Microsoft-Programm "Excel" sein Eigen nennt, findet im meinem Download-Bereich eine Berechnungstabelle für einige klassische SUZUKI-Motorräder, mit der ein Zeitwert berechnet werden kann. 
Die Tabelle liefert jedoch nur eine Schätzung, die auf verschiedenen Quellen basiert. Sie gilt für den Verkauf zwischen Privatpersonen, erhebt keinen Anspruch auf Genauigkeit und ist daher als grober Richtwert zu verstehen. In die Spanne zwischen dem minimalen und maximalen Zeitwert gehen in der Regel andere wertbeeinflussende Faktoren wie z.B. Regionalfaktoren (z.B. Häufigkeit des Angebotes), unterschiedliche Serien- und Sonderausstattungen, die tatsächliche Kilometerleistung sowie der individuell empfundene Liebhaberwert ein.
Die Werte basieren auf dem Jahr 2005. Für die Folgejahre wurde eine Wertsteigerung von 5% pro Jahr zugrunde gelegt.

© Michael (08.12.05 )    [Start]