Hinterrad ausbauen und einbauen (Kardanmodelle) 

Spätestens wenn der Reifen getauscht werden soll, muss das Hinterrad ausgebaut werden. Klingt einfach, kann aber recht aufwendig werden. Da diese Arbeit direkt auf die Sicherheit Einfluss hat, wird empfohlen, es von Fachleuten machen zu lassen und nach den Anweisungen des Werkstatthandbuches vorzugehen.
Für erfahrene Schrauber beschreibe ich hier die Vorgehensweise am Beispiel einer GS 850 G mit Kardanantrieb. Wer keine Erfahrung hat, sollte eine Werkstatt aufsuchen. Und wie immer gilt: Alle Angaben sind beispielhaft und die Anwendung erfolgt auf eigene Gefahr.
      

Motorrad sichern
Zunächst muss das Motorrad sicher auf dem Hauptständer stehen - am besten auf einer Hebebühne.
Um zu verhindern, dass das Bike vom Ständer rutscht, sind bei manchen Modellen an der Hauptständeraufnahme zwei Bohrungen. Hier steckt man einen Kreuzschlitz-Schraubendreher oder einen Rundstahl durch (Pfeil). Bei anderen Modellen sollte man den Hauptständer nach vorne mit einem Spanngurt oder Seil festbinden.

   
Schwinge sichern
Werden die Federbeine gelöst, wird die Schwinge nach unten fallen. Damit dies nicht passiert, sind bei manchen Modellen an den Fussrastenauslegern Hülsen angeschweisst. Steckt man auch hier einen Kreuzschlitz-Schraubendreher oder einen Rundstahl durch (Pfeil), wird die Schwinge am Durchschwingen gehindert.
Bei anderen Modellen sollte man die Schwinge an geeigneten Stellen des Rahmen festbinden.
   
Rechtes Federbein lösen
Ist ein Gepäckträger montiert, muss dieser über die Schrauben (1 und 2) gelöst werden.
Ansonsten müssen lediglich die Hutmuttern (2) oben und unten am Federbein entfernt werden. Die Lage der Unterlegscheiben unter diesen Muttern ist wichtig und sie sollten in der entsprechenden Reihenfolge beiseite gelegt werden.
   
Bremsanker lösen
Wurden die Federbeine entfernt, kann die Bremsankerstange gelöst werden. Die Mutter (3) ist meist mit einem Splint gesichert, der herausgezogen wird. Beim späteren Einbau ist er unbedingt durch einen neuen zu ersetzen.
Als nächstes kann die Schelle (4) des Bremsschlauches an der Schwinge abgeschraubt werden. 
   
Linkes Federbein lösen
An der linken Seite ist deutlich weniger Arbeit. Nach dem Lösen der Federbeinmuttern kann dieses leicht von den Aufnahmebolzen gezogen werden.
Auch hier ist die Reihenfolge der Unterlegscheiben zu beachten. Hat dort ein Vorbesitzer geschludert, sollte man die Scheiben solange tauschen und kombinieren, bis die Federbeine schön parallel stehen und zu den Aufnahmebolzen nicht verkanten.
   
Achsmutter lösen
Die Achsmutter (5) ist meist mit einem Splint gesichert, der gezogen und beim späteren Einbau durch einen neuen ersetzt werden muss. Wurde eine selbstsichernde Mutter verbaut, entfällt der Splint und man muss die komplette Mutter ersetzen.
Die Achsmutter wird mit einem großen Ringschlüssel gelöst, wobei man links an der Bohrung des Achskopfes mit einem Schraubendreher gegenhalten kann. Die Verwendung einer Zange, wie auf dem Bild gezeigt, ist eine Notlösung, wenn ein Schlüssel nicht zur Hand ist.
  
Achse demontieren
Damit das Rad nicht nach unten fallen kann, muss es vorher durch Unterlegen mit passenden Holzplatten oder -keilen gesichert werden. Jetzt kann die Achse herausgezogen werden. Sitzt sie fest, hilft Rütteln am Rad oder das Austreiben von rechts mit einem Rundstahl. Ist der Auspuff im Weg, dann muss dieser wohl oder übel demontiert werden.
Den losen Bremssattel zieht man von der Bremsscheibe und bindet ihn mit Schnur am Federbeinbolzen fest, damit er aus dem Weg ist.
   
Rad entfernen
Meist fallen einem jetz die beiden Distanzhülsen auf der rechten Seite zwischen Rad und Bremsankerplatte bereits entgegen. Falls nicht, muss man sie aus dem Rad ziehen. Nun ist genug Platz, um das Rad nach rechts aus dem Kardangehäuse zu heben und nach hinten aus der Schwinge zu ziehen.
Klappt das nicht, muss der Kotflügel oder seine Verlängerung gelöst werden, um Freiraum zu schaffen.
   
Antriebsverzahnung prüfen
An diesem Punkt ist es sinnvoll, sich die Antriebsverzahnung am Kardangehäuse und das Gegenstück im Rad genau anzuschauen.
Bei Verschließ steht eine Reparatur ins Haus. Ist am Kardan und im Rad alles in Ordnung, müssen die Verzahnungen nur gereinigt und mit einem Hochtemperatur-Lithiumfett (z.B. SUZUKI Super Grease A) geschmiert werden.
Mehr zu diesem Prüfschritt, erfahrt ihr hier.
   
Rad einbauen
Jetzt geht es an den Rückbau. Frisch besohlt, wird das Hinterrad wieder auf die Verzahnung des Kardangehäuses gesteckt und die Achse soweit eingeführt, bis sie auf der rechten Seite etwa 5-10 mm aus dem Rad herausragt. Das hilft, die erste Distanzhülse (6, siehe weiter unten) im nächsten Schritt zu montieren.
   
Distanzhülse einbauen
Die erste Hülse wird mit dem breiten Blechring Richtung Rad auf das Radlager gesetzt. Ein wenig Fett auf dem Blechring und die leicht hervorstehende Achse (hier nicht zu sehen) helfen, dass die Distanzhülse beim nächsten Arbeitsgang an ihrem Platz bleibt.
   
Bremssattel einbauen
Der Sattel wird losgebunden und vorsichtig auf die Bremsscheibe gesetzt, so dass die Bremsbeläge nicht beschädigt werden. 
Die Bremsankerplatte (7) kann nun so über die erste Distanzhülse (6) geschwenkt werden, dass die Bohrungen für die Achse gut fluchten.
Zwischen Bremsankerplatte und Schwinge wird schließlich die zweite Distanzhülse (8) gedrückt. Dabei hilft ein Schraubendreher, um den Spalt ein wenig aufzuweiten. Passt alles, wird die Achse ganz durchgeschoben.
   
Zusammenbau abschliessen
Die Bremsankerstange wird mit dem Bremssattel verschraubt (3), ein neuer Splint eingesetzt und der Bremsschlauches mit der Schelle (4) an der Schwinge befestigt.
Die Federbeine werden mit den richtigen Scheiben montiert und die beiden Hutmuttern (2) festgezogen.
Schließlich wird auch die Achsmutter (5) festgezogen, mit einem neuen Splint gesichert, falls vorgesehen, oder eine neue selbstsichernde Achsmutter verwendet.
   
Endkontrolle
Dabei wird der korrekte Sitz aller Schrauben geprüft. Die erforderlichen Anzugsmomente findet ihr im Wartungshandbuch oder hier auf dieser Website.
Zum Abschluss muss noch kontrolliert werden, dass keine Teile übrig geblieben sind, sich das Rad leicht durchdrehen lässt und dass die Hinterradbremse wie gewohnt funktioniert.
Dann ist Zeit für eine Probefahrt. Wurden neue Reifen montiert, müssen diese ca. 100 - 200 km vorsichtig eingefahren werden.

© Text: Michael, Bilder: SUZUKI, Cliff (25.07.12 )    [Start]
Der Text basiert auf einem Schrauberartikel von Cliff, der mir die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung gegeben hat. Auf seiner Website findet man viele weitere Tipps rund um die SUZUKI GS.