Produkte mit PTFE-Zusätzen
Polytetrafluorethylen
oder PTFE ist ein Kunststoff , der unter dem Handelsnamen
Teflon™ von der DuPont Chemical
Corporation verkauft wird und, den wir alle als
Bratpfannenbeschichtung kennen. Er liegt hier in
einer pulvrigen Form vor und wird mit einem einfachen
SAE 50 Öl gemischt, welches die üblichen Additive
hat. Fertig ist ein Ölzusatz, der
beispielsweise unter den Handelsbezeichnungen "Slick 50, Liquid Ring, Lubrilon, Microlon,
Matrix, Petrolon und QMl" vertrieben wird.
Gerade in den USA sind PTFE-basierte Zusätze sehr beliebt und
wenn Bratpfannen damit besser funktionieren, warum
dann nicht auch Motoren?
Viele Motorsportler schwören daher auf diese
Ölzusätze, während andere Kritik äußern.
Interessanterweise hat DuPont, der Patentinhaber von Teflon™ vor etwa 10 Jahren gesagt,
dass Teflon™ nicht als Ölzusatz für
Verbrennungsmotoren geeignet ist. Man drohte sogar mit
Anzeigen, falls der Handelsname in Verbindung mit
Ölzusätzen verwendet wurde und verweigerte die
Lieferung an die Zusätze-Hersteller.
Die ließen sich aber nicht bluffen und verklagten DuPont,
den Handel zu behindern. Seitdem liefert man das Puder
wieder, ist aber sehr vorsichtig mit irgendwelchen
Stellungnahmen. DuPont sagt, dass "sie keine
Information zu Vorteilen haben, welche durch die
Verwendung von PTFE in Öl gewonnen werden." Das
ist natürlich nicht gerade eine Empfehlung.
Wo liegt aber das Problem? Schaut mal auf die
Behälter. Wenn dort steht, dass man den Zusatz vor
der Verwendung gut schütteln soll, wird es klar. PTFE
ist ein Feststoff, der sich am Boden des Behälters
(oder im Motor) absetzt. Eigentlich sollen sich die
Partikel - gemäß Hersteller - jedoch an alle
beweglichen Teile anlagern und die Reibung massiv
vermindern. Klingt gut, oder?
Tatsächlich hat jedoch das amerikanische NASA
Lewis Research Center festgestellt, dass sich an den
Oberflächen der bewegten Teile kein PTFE angesammelt
hat. Stattdessen fand man es vorzugsweise in
Hohlräumen und Bohrungen, die es sogar zusetzen kann.
Dummerweise dehnt sich dieser Kunststoff bei großer
Wärme aus und bleibt gerne im Ölfilter oder in
-bohrungen hängen, auch wenn er im Lieferzustand viel
kleiner als die Öffnungen im Ölfilter ist. Die Folge
ist die Behinderung des Ölflusses, ein geringerer
Öldruck und eine schlechtere Schmierung des Motors
bei der Verwendung von PTFE-Zusätzen.
Das wird auch durch eine Untersuchung der Universität
von Utah bestätigt, die einen Öldruckverlust durch
"mögliche" Verstopfung der Ölkanäle
feststellten. Außerdem fanden sie nach Anwendung der
Zusätze einen doppelt so großen Eisenanteil im Öl
wie vorher - also mehr (!) Verschleiß.
In der Untersuchung wurde aber auch nachgewiesen, dass
in einem Otto-Motor die Reibung um 13 % vermindert,
die Leistung um 5 - 8% erhöht und der Verbrauch um
etwa 4% gesenkt wurde.
Meine
Schlussfolgerung: |
Ölzusätze mit
PTFE haben ein paar interessante jedoch
umstrittene Wirkungen. Wenn aber der Verschleiß
ansteigt und Gefahr besteht, dass der Öldruck
leidet, spar ich mir lieber das Geld. |
Produkte mit
Zinkphosphat-Zusätzen
Noch so ein Wunderstoff, der in Ölzusätzen verkauft
wird ist Zink-Dialkyldisiophosphat - sagen wir aber
einfach Zink, damit wir uns nicht die Zunge brechen.
Eine Handelsmarke mit diesem Zusatz ist beispielsweise
"STP".
Dort wird dieses Metall in hoher Konzentration einem
50er Öl beigemischt. Es soll erheblich bessere
Eigenschaften als PTFE haben und wurde tatsächlich
standardmäßig mit 0,1 - 0,2% in jedem guten Öl als
Antiverschleiß-Additiv verwendet. Es wirkt als letzte
Barriere, wenn der Ölfilm abreißt und es zu
metallischen Kontakten zwischen beweglichen Teilen
kommt - z.B. bei hohen Drehzahlen.
Untersuchungen zeigen aber, dass die Schutzwirkung bei
diesen extremen Zuständen relativ kurz ist und dass
sich Verbrennungsrückstände an Ventilen oder
Zündkerzen bilden können. Darüber hinaus ist
Zink-Phosphat ein gesundheitsgefährdender Stoff, der
niemals in Kontakt mit der Haut oder den Augen kommen
sollte. Na, und dummerweise ist es auch tödlich für
Katalysatoren.
Daher haben die meisten Schmierstoffhersteller den
Anteil von Zink-Phosphat in Ölen in den letzten
Jahren kontinuierlich auf 0,02 to 0,03%
zurückgefahren.
Gerade bei hochbelasteten Motorrad-Motoren ohne
Katalysator wäre daher eine Extra-Portion von diesem
Verschleiß-Blocker gar nicht unwillkommen.
Andererseits kann man den Verschleiß auch mit sehr
guten Ölen - eventuell speziellen Motorrad-Ölen - in
den Griff bekommen.
Meine
Schlussfolgerung: |
Da ich meiner
alten GS keine stundenlangen Rennen oder
Vollgasfahrten zumute, sie schön warm fahre und
häufig das Öl wechsele, kann ich auf das
Mittelchen verzichten und ärgere mich nicht
über Verbrennungsrückstände. |
Produkte mit
MOS2-Zusätzen
Molybdändisulfit oder einfach "Grafit" zum Trockenschmieren von Schlössern
oder als Fettzusatz kennt
jeder, denn es wirkt dort richtig gut. Da ist es doch
naheliegend dieses in feinster Form Motoröl zuzusetzen.
Hier in Europa tut das beispielsweise der Hersteller Liqui-Moly. Die
beabsichtigte Wirkung als Ölzusatz ist die gleiche wie bei PTFE,
also Reibungs- und Verschleißverminderung.
MOS2 hat hierfür recht gute Voraussetzungen, denn es
ist absolut temperaturstabil und hat eine hohe
Schmierwirkung. Die feinen MOS2-Partikel sollen sich in
Poren von metallischen Oberflächen einlagern und
Notlaufeigenschaften garantieren. Tatsächlich wird
die Reibung messbar verringert.
Die Kehrseite der Medaille ist nach Ansicht vieler
Experten jedoch, dass das Pulver sich als Feststoff
ähnlich verhält, wie PTFE: Es kann sich in
Hohlräumen bzw. Bohrungen anlagern und die
Aufnahmefähigkeit für Verschmutzungen im Öl
reduzieren.
Da bei den heutigen langen Ölwechselintervallen so
die Aufnahmefähigkeit für Verschmutzungen nicht mehr
ausreicht, haben haben entsprechend vorgemischte Öle
heute fast keine Fahrzeughersteller-Freigaben mehr.
Bei Motorrädern wird das Öl öfter gewechselt, daher
ist das kein Problem, dafür taucht ein anderes auf:
Die MOS2-Partikel können sich an der Kupplung
anlagern und diese wird dann leicht durchrutschen.
Meine
Schlussfolgerung: |
Ich gestehe, ich
habe MOS2 selbst in einem Uralt-Auto
benutzt und keine schlechten Erfahrungen
gemacht. In meine Suzuki kommt das Mittel jedoch
nicht, denn mit gutem Öl ist sie viel
glücklicher - ohne dass die Kupplung rutscht. |
Produkte mit Keramik-Zusätzen
Hier handelt es sich um eine Feststoff-Dispersion,
d.h. kleinste Keramik-Teilchen, die einem Motoröl
zugesetzt sind. Die Keramikteilchen sollen nicht
verklumpen und den Ölfilter zusetzen, weil eine
Temperaturstabilität bis 1.100° C gegeben ist. Ein
Hersteller vertreibt das unter dem Namen "CERAOIL"
und gibt an, dass sich die Partikel durch elektrische
Aufladung und Erwärmung nur auf Metall absetzen und
der dann erfolgende keramische Kontakt zu einer
Reibungsverminderung führt.
Das Produkt wurde von den Technischen Universität
Eindhoven und der Fachhochschule Driebergen in den
Niederlanden in verschiedenen Prüfmotoren getestet
und eine Reibungsverminderungen sowie ein
Leistungszuwachs festgestellt. Aber wenn das alles so
toll ist, warum bietet beispielsweise Shell oder
Castrol keine Keramik-Öle an ... ist schon irgendwie
komisch.
Meine
Schlussfolgerung: |
Solange kein
Motorradhersteller Keramik-Zusätze
ausdrücklich empfiehlt, kaufe ich mir lieber
'ne neue Kaffeetasse. Meine Suzuki ist
schließlich kein Geschirrschrank ... ;-) |
Produkte mit mehr Standard-Additiven
Jedem guten Öl sind eine Menge Additive beigefügt,
die viele Aufgaben erfüllen. Nach dem Motto:
"Darf's ein wenig mehr sein?", werden auch
Ölzusätze angeboten, die diese Additive in hoher
Konzentration und verschiedener Kombination
enthalten.
Obwohl das dem Motor nicht schadet, raten Experten
dennoch, auf diese Mittel zu verzichten. Jedes Öl
wird in umfangreichen Tests genau abgestimmt. Die
Additive wirken dabei meist in Kombination
miteinander.
Wird jetzt noch ein Cocktail von weiteren Additiven
dazu gekippt, kann die ursprüngliche Wirkung negativ
beeinflusst werden.
Vielleicht hilft es, sich ein Öl als einen gut
abgeschmeckten Kuchen vorzustellen. Wenn Du jetzt mehr
Gewürze oder drei Extra-Eier hinzufügst, kippt das
ganze Rezept und der Geschmack des Kuchen geht
förmlich vor die Hunde - ist doch klar!
Meine
Schlussfolgerung: |
Ich vertraue dem
Rat der Experten, lasse solche Zusätze weg und
kaufe mir vom gesparten Geld bei der nächsten
Moped-Tour lieber eine leckere Torte. |
Produkte mit Detergentien
und Lösungsmittel
Viele der alten Ölzusätze schwören auf die
Wirkung von Additiven, die Rückstände auswaschen und
im Öl in der Schwebe halten. Die Folge soll ein
geringerer Ölverbrauch und "saubere"
Motoren sein.
Sie bestehen daher meist aus Kerosin, Naphthalin, Aceton
und Isopropan. Additive also, die auch in normalen
Ölen verwendet werden.
Die Wirkung ist damit genau umgekehrt, wie bei PTFE
oder Zink-Phosphat. Statt Oberflächen abzudecken,
werden diese regelrecht reingewaschen, was gerade bei
alten Motoren mit viel Ölschlamm sinnvoll erscheint.
Dummerweise können diese Mittel aber nicht zwischen
gut und böse unterscheiden. Bei entsprechender
Dosierung und einem vergleichsweise gepflegten Motor
kann auch der feine Ölfilm von Oberflächen gewaschen
werden - das mögen Zylinder und Kolben meist gar
nicht.
Meine
Schlussfolgerung: |
Ich habe noch
keinen Motorradmotor gesehen, der innerlich
vollkommen verdreckt war, weil die meisten
Normal-Öle genügend Reinigungswirkung haben.
Wer braucht dann einen Extra-Waschgang? Ich
kaufe mir von dem Geld lieber eine nette
Schachtel Bier und spüle meine eigenen
Innereien. |
Zusammenfassung
Separate Ölzusätze, wie sie hier beschrieben
sind, werden von allen Herstellern für Flugtriebwerke
abgelehnt und haben auch keine Zulassung von den
Fahrzeugherstellern. Stattdessen raten manche sogar
explizit von der Anwendung ab und drohen damit, dass
die Garantie für Neufahrzeuge verfällt.
Es gibt Studien, die Vorteile ermittelt haben, aber
auch einige, die feststellten, dass die Mittel
entweder wirkungslos oder gar schädlich sind -
zumindest in Teilaspekten.
Sicherlich beeinträchtigen die Zusätze die korrekte
Funktionsweise sorgfältig abgestimmter Motoröle.
Wenn die Wirkung tatsächlich so phänomenal wäre,
würden die Motorölhersteller mit ihrem
millionenschweren Entwicklungsetats diese Stoffe doch
längst in den Ölen verwenden, oder? Keiner der
Zusätze wird daher auch von unabhängigen
Schmierstoffherstellern für diese Anwendung
empfohlen.
Die Hersteller der Ölzusätze werben gerne mit
"wissenschaftlichen Untersuchungen", die
eine Verschleißverminderung, höhere Leistung oder
einen geringeren Kraftstoffverbrauch nachgewiesen
haben sollen. Gleichzeitig nennen sie nie die
Wissenschaftler oder Institute beim Namen. Ein Schelm,
wer da Böses denkt!
Mein Rat:
Investiert Euer Geld lieber in ein gutes Motoröl. Die
möglichen Vorteile der Zusätze werden mit drohenden
Gefahren erkauft. Es wäre zu schade, wenn eine
Motorrad-Saison frühzeitig deswegen frühzeitig
endet.
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