Alles über Öl ...
oder "wer gut schmiert, der gut fährt". 

Das beste Öl für sein Moped zu wählen, ist bei dem kaum überschaubaren Angebot wirklich nicht einfach. 
Frage: Tut es das billige No-Name-Produkt aus dem Supermarkt oder muss es immer das beste sein, dass die Mineralöl-Industrie gerade anpreist?
Dieser Beitragsreihe soll Hinweise geben, um Euch in die Lage zu versetzen, zwischen den Produkten zu wählen - denn eigentlich ist Öl ein komplexer Schmierstoff.
   
Wenn Euch besondere Dinge interessieren, könnt Ihr hier direkt hinklicken.
  Öl-Klassifikation, allgemein
  Öl-Klassifikation der Fahrzeughersteller
  Öl-Arten und Empfehlung
  Umgang mit Ölen
  Öl-Additive .... bringen die wirklich etwas?
   
Oder Ihr lest Euch durch alle Kapitel durch. Schauen wir uns hier zunächst mal den Aufbau eines Öls an:

Grundöl
Öl ist nicht einfach eine Flüssigkeit, sondern besteht aus einer Vielzahl von Einzelkomponenten. Das fängt bei unterschiedlichen Grundölen an, die miteinander vermischt werden und so dem Schmierstoff besondere Basiseigenschaften verleihen, die sich später beim fertigen Produkt deutlich bemerkbar machen.
Neben den reinen Mineralölen gibt es Hydrocracköle mit einem höherem Reinheitsgrad und verbesserter Molekülstruktur; sogenannte Polyalphaolefine (chemisch konstruierte geradlinige Kohlenwaserstoffverbindungen) und schließlich synthetische Ester, das sind chemisch hergestellte Produkte mit Molekülen beliebiger Form, Struktur, Art und Größe. 
Puh, klingt schon kompliziert, aber jetzt haben wir beinahe 80% des späteren Produktes beisammen. Der Rest besteht aus sogenannten Additiven, die ganz verschiedene Aufgaben übernehmen. Früher sprach man von veredelten oder legierten Ölen, denn die Additive verbessern die Schmierstoffe auf chemische oder physikalische Weise. Zu den chemisch wirkenden gehören...

Detergentien
verhindern auf chemische Weise die Bildung von Ablagerungen an thermisch belasteten Motorteilen. Sie reinigen nicht nur den Motor von innen, sondern neutralisieren auch "saure" Reaktionsprodukte aus der Verbrennung.

Dispersantien
halten Verschmutzungen (z.B. Staub, Wasser, Verbrennungsrückstände) im Öl in ständiger Schwebe, um eine Ablagerungen zu verhindern. Der Trick dabei: In einer chemischen Reaktion werden die Teilchen umhüllt und können so nicht an Bauteilen "kleben".

Antioxidantien
sorgen für ein längeres Leben der Schmierstoffe. Die altern nämlich unter dem Einfluss von Wärme und Sauerstoff - der Fachmann sprich von Oxidation. Auch Säuren aus der Verbrennung und Metallteilchen arbeiten fleißig an der Zersetzung des Schmierstoffes. Aber auch die besten Antioxidantien können den Alterungsprozess nur verzögern. Haben sich zu viel lack-, harz- und schlammartige Ablagerungen gebildet, steht ein Ölwechsel an.

Verschleißschutz-Zusätze
Man spricht bei diesen Stoffen auch von EP- (Extreme Pressure) und AW-Additiven (Anti-Wear). Sie bauen auf Gleitflächen hauchdünne Schichten auf, die bei Druck und Temperatur gleitfähig sind und so extremen Verschleiß, also "Fressen" verhindern sollen. Das Gute daran: Kommt es beim Kaltstart doch zu einem intensiven metallischen Kontakt bilden sich die Schichten durch eine chemische Reaktion neu.
Man glaubt es kaum, denn das älteste EP-Additiv ist ganz normaler Schwefel. Aber auch Elemente wie Zink, Phosphor und Schwefel in verschiedenen Kombinationen werden verwendet, da sie, wie beispielsweise das Zinkdithiophosphat, noch Alterungs- und Korrosionsschutz bieten.

Korrosionsinhibitoren
sollen verhindern, dass der Motor nicht innen korrodieren, indem sie sich an Metalloberflächen anlagern und dort dichte, pelzartige Schichten bilden. Die stoßen Wasser ab und geben so dem Rost keine Chance. Leider sind sie nicht unkaputtbar und verringern auch schon mal die Wirkung der EP-/AW-Additive. Da kommt es dann auf die richtige Mischung an.

Wichtig sind auch noch physikalisch wirkende Additive ...

VI - Verbesserer
Viskositätsindex- oder kurz VI-Verbesserer tun genau das, was der Name sagt. In Mehrbereichs-Motorenölen "strecken" sie die Viskosität eines Öles bei höheren Temperaturen. In kaltem Öl liegen sie als faserförmige Moleküle zusammen geknäult vor, und behindern dessen Bewegung kaum. Wird's heißer entknäulen sie sich zu einem Maschennetz, das die Bewegung der Moleküle bremst und das Öl so zäh hält. Leider halten die Dinger nicht ewig und zerreißen mit zunehmendem Alter - besonders, wenn preiswerte Verbindungen in Billigölen verwendet werden.

Antischaum-Additive
ermöglichen, dass weniger Luft und Verbrennungsgase im Öl eingeschlossen werden und dass sie schneller entweichen können. Viel Schaum führt zu Alterung und schlechtem Schmierverhalten, was wiederum deutlich höhere Öltemperaturen und mehr Verschleiß zur Folge hat.

Pourpoint-Verbesserer
Pourpoint ist die Tieftemperatur (°C bzw. °F), wo das Öl gerade noch fließt. Durch Zugabe dieser Additive wird das "Stocken" eines Öles verzögert und es kann auch bei tiefen Temperaturen besser fließen.

Reibkraftminderer
Wirken im Bereich der Mischreibung und trennen Metalloberflächen voneinander. Ein bekannter "Friction Modifier" ist Molybdän oder Graphit.

Was lernen wir aus all diesem komplizierten Dingen? Nur eine ausgewogene Mischung aus Grundöl und guten Additivkomponenten ergibt ein Top-Motorenöl - und da gehen die Qualitäten sehr auseinander. 
Die Ölgesellschaften geben daher jede Menge Daten an, die manchmal verwirrend erscheinen und so will ich die wichtigsten mal einzeln auseinandernehmen. Wen das interessiert, der kann unten mal weiterklicken.

  
© Michael (23.09.12 )    [Start]