Lager
demontieren und montieren
Lager
- hier speziell die Rillenkugellager - halten oft
ewig. Wenn sie jedoch verschlissen sind, erheben sich
viele Fragen: Wie bekomme ich die Dinger heraus? Wie
montiere ich sie, ohne sie gleich wieder zu
zerstören?
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Einbausituation prüfen
Rillenkugellager (L) sind auf einer Welle (W) in ein Gehäuse
(G) montiert. Eine Sitzfläche ist meist als
Presssitz und die andere als Schiebesitz
ausgeführt. Am Schiebesitz lässt sich das Lager
leicht demontieren, für den Presssitz muss man
die richtige Demontage- und Montagetechnik kennen.
Woran man erkennt man nun den Presssitz?
Ganz
einfach: Der Presssitz erfordert keinen
Sicherungsring (S). Beim Beispiel A hat der
Außenring des Lagers einen Presssitz zum
Gehäuse. Beim Beispiel B hat der Innenring des
Lagers einen Presssitz zur Welle. Wurde der
Wellensicherungsring (auch nach dem ersten
Hersteller "Seegerring" genannt)
entfernt und das Teil mit dem Schiebesitz
demontiert, bleibt noch die Demontage des Lagers
mit entsprechenden Hilfsmitteln.
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Demontage mit
Außenabzieher
In kaum einer Werkstatt fehlen Universalabzieher
mit 2 oder 3 Klauen. Sie eignen sich auch zur
Demontage eines Lagers von einer Welle. Doch
Vorsicht: Wenn die Klauen, wie gezeigt, am
Außenring des Lagers angreifen, geht der
Kraftfluss auch über die Kugeln. Ist die
erforderliche Abzugskraft groß, können die
Kugeln Abdrücke in den Laufringen hinterlassen
und das Lager wird zerstört.
Sollen später sowieso neue Lager eingebaut
werden, ist gegen solch einen Abzieher nichts
einzuwenden.
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Demontage mit Innenauszieher
Das umgekehrte Prinzip gibt es auch für Lager,
die aus einem Gehäuse ausgebaut werden. Hier
greift ein Bauteil durch den Innenring des Lagers
an, während sich ein anderes gegen das Gehäuse
abstützt.
Diese Auszieher sind meist Spezialteile, die man
nicht in einer normalen Hobby-Werkstatt findet.
Hier gilt es dann, sich mit selbst gefertigten
Vorrichtungen zu behelfen, die man aus Rohren,
Gewindestangen, Bolzen und Scheiben in geeigneter
Weise zusammenstellt.
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Demontage von
Lenkkopflagern
Eine weitere Variante, welche bei den Innenringen
von Lenkkopflagern (z.B. Kegelrollenlager)
verwendet wird, sind Abzieher in Form von zwei
halbkreisförmigen Messern, die über zwei
Schrauben gegeneinander gedrückt werden und so
den Innenring vom Wellenabsatz abheben.
Ist solch ein Abzieher nicht einsetzbar, hilft
auch der überlegte Einsatz eines Messers,
Meißels oder Durchschlags. Dabei das Werkzeug
alle 15° ansetzen, einen Schlag mit dem Hammer
setzen und sich vorsichtig solange rundherum
arbeiten, bis das Lager gelöst ist.
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Demontage mit Fett
Einen Trick, den mir vor Jahren ein alter
Schrauber verraten hat, möchte ich euch nicht
vorenthalten. Er funktioniert bei festen
Lagerbuchsen und voll gekapselten Lagern.
Zuerst fülle man den zugänglichen Raum - also
hinter dem Lager und den Innenring - mit einem
festen Fett. Dann nehme man einen Dorn, der
möglichst genau in die Innenbohrung des Lagers
passt. Schlägt man jetzt mit einem Hammer auf den
Dorn, wird sich das Fett hinter das Lager pressen
und es aus dem Gehäuse treiben.
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Montage mit mechanischen
Mitteln
Um Rillenkugellager zu montieren benötigt man
meist einen geeigneten Lagereinzieher
(Spezialwerkzeug). Hat man den nicht, genügt auch
ein guter Hammer, ein passendes Treibstück und
etwas Gefühl. Als Treibstück eignen sich Dorne,
Rohre, das alte Lager oder auch mal passende
Nüsse aus dem Ratschenkasten.
Wichtig bei der Montage ist, keine Kräfte über
die Kugeln zu leiten, um das neue Lager nicht
gleich zu zerstören. Wird also der Innenring
aufgepresst, darf das Treibstück auch nur am
Innenring ansetzen (obere Abb.).
Wird der Außenring ins Gehäuse gepresst (untere
Abb.), benötigt man ein Treibstück, das zum
Außenring passt.
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Montage mit Temperatur
Bei Wärme dehnen sich Stoffe aus und ziehen sich
bei Kälte zusammen. Das kann man beim Montieren
nutzen.
In der oberen Abbildung wird das Lager erwärmt
und die Welle abgekühlt. In der unteren das
Gehäuse erwärmt und das Lager gefrostet. Danach
lassen sie sich für ein paar Minuten ganz leicht
montieren.
Um Teile zu erwärmen, eignet sich ein Backofen,
eine Friteuse oder eine starke Glühlampe. Um
Teile zu schrumpfen, lege man sie in einen
Gefrierbeutel verpackt für einen Tag ins
Tiefkühlfach.
Das klingt alles sehr einfach, doch werden Lager
zu hoch erwärmt, führt dies zu einer Schädigung
und einem Totalausfall. Es ist also Vorsicht
geboten:
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Kugellager
sind gehärtet und die Temperatur, bei der
Härteverlust eintritt (Anlasstemperatur), liegt bei
nur etwa 160 °C. Es ist klar, dass diese Temperatur
bei unkontrolliertem Erwärmen rasch überschritten
werden kann und der Härteverlust das Lager
früher oder später versagen lassen wird.
Eine partielle Erwärmung des Innenrings kann dazu
führen, dass die Kugeln einen unzulässigen Druck auf
den Außenring ausüben, was wiederum zu Druckstellen
oder Mikrorissen führen kann.
Also: Zum Erwärmen von Lagern sollte man ein Ölbad
verwenden (z.B. Fritteuse, Topf im Backofen), bei dem
die Temperatur auf maximal 120 Grad begrenzt wird.
Nur wenn dies nicht vorhanden ist, kann man sich mit
einer 100W-Glühlampe behelfen, auf die man das Lager
für ein paar Minuten legt. Es sollte sich beim
Abnehmen jedoch noch leicht drehen lassen.
Tipp: Gekapselte, dauergeschmierte Lager darf man
grundsätzlich nicht erwärmen, da sowohl die
Dichtungselemente als auch der Schmierstoff
geschädigt werden können.
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So nicht montieren!
Es wurde oben ja schon erwähnt: Wer Lager falsch
montiert, riskiert deren unmittelbare Zerstörung.
Hier sind nochmals die falschen Beispiele.
Obere Abbildung: Der Presssitz ist zwischen
Innenring und Welle. Wird mit einem Werkzeug auf
den Außenring Kraft ausgeübt, geht diese über
die Kugeln in den Innenring.
Untere Abbildung: Der Presssitz ist zwischen
Außenring und Gehäuse. Wird das Lager mit einem
Dorn über den Innenring eingetrieben, muss die
Kraft auch über die Kugeln weitergeleitet
werden.
Da diese Kräfte sehr hoch werden können, wird
dabei die Lagerlauffläche beschädigt und das
Lager relativ schnell versagen.
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© Michael (23.09.12
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