Batterie-Ladezustand prüfen

Orgel-orgel-orgel ... plopp! Der Anlasser macht keinen Muckser mehr, alle Lichter gehen aus. Die Batterie ist endgültig leer. Damit Dir diese Missgeschick nicht passiert, solltest du von Zeit zu Zeit den Ladezustand überprüfen, besonders nach einer längeren Standzeit, nach der Winterpause oder wenn du eine neue Batterie eingebaut hast.
   
Die Spannungsprüfung
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass man den Zustand mit einer einfachen Spannungsmessung bestimmen kann. Auch eine klinisch tote Batterie wird meist brave 12 -13 Volt (bzw. 6 - 6,5 Volt) anzeigen - das bringt also nichts.
Die besseren Ergebnisse hat man durch eine Spannungsmessung unter Last. Dies sollte frühestens 10 Minuten nach Abschalten des Motors durchgeführt werden, um das Messergebnis nicht zu verfälschen. Auch wenn die Batterie kurz vorher am Ladegerät hing, sollte man etwa 20 Minuten warten, den Saftspender einbauen und erst dann messen. Am besten geht das mit einem Multimeter, aber auch ein einfacher Elektriktester tut es.
Darüber hinaus lassen sich Rückschlüsse auf das Ladesystem (Generator, Regler), das Startsystem (Anlasser) und der elektrischen Verbraucher (z.B. Beleuchtung) ziehen. Es gibt zwei grundsätzliche Spannungsprüfungen:

Spannungsprüfung ohne Last
Der Test setzt voraus, dass die Batterie mindestens 3 Stunden vorher nicht geladen wurde und nicht gast. Prüfen ohne Last ist nicht sehr genau, aber eignet sich recht gut für die schnelle Kontrolle einer Batterie, die gerade Winterschlaf hält.

  • Entferne die Batterie aus dem Motorrad. 
  • Stelle das Messgerät auf Spannungsanzeige und schließe das rote Messkabel an den Pluspol (+) der Batterie an, das schwarze Minuskabel an den Minuspol (-). 
  • Vergleiche die Messwerte mit der folgende Tabelle. Sie sollten im grünen Bereich sein. Wenn Sie in den gelben Bereich abfallen, senkt das die Lebensdauer und die Batterie muss unbedingt sofort nachgeladen werden. 
Ladezustand 6 Volt 12 Volt Zellspannung
100% 6,36 12.72 2.12
90% 6,24 12.48 2.08
80% 6,21 12.42 2.07
70% 6,15 12.30 2.05
60% 6,09 12.18 2.03
50% 6,03 12.06 2.01
40% 5,94 11.88 1.98
30% 5,88 11.76 1.96
20% 5,79 11.58 1.93
10% 5,67 11.34 1.89
0 % 5,25 10.50 1.75

Spannungsprüfung unter Last
Der Test setzt voraus, dass die Prüfung mit einem Batteriesäureprüfer (siehe unten) eine Säuredichte von mindestens 1,20 bis 1,24 (d. h. die Batterie ist zu 50% bis 60% geladen) in allen Zellen ergibt.

  • Ziehe zunächst das Zündkabel von den Zündkerzen oder den -spulen ab. 
  • Stelle das Messgerät auf Spannungsanzeige und schließe das rote Messkabel an den Pluspol (+) der Batterie an, das schwarze Minuskabel an den Minuspol (-). 
  • Schalte elektrische Verbraucher (Scheinwerfer, Blinker etc.) ein und betätige den Anlasser ca. 5 Sek. Auf keinen Fall länger als 20 Sek., andernfalls können Schäden auftreten. 
  • Beobachte während des Vorganges auf dem Messgerät die Skala "Volt". Jetzt hast du deine Ergebnisse, die Dir einen ersten Anhaltspunkt geben:
    Batterie in Ordnung: 9 - 12 Volt (4,5 - 6 Volt)       Batterie schwach: < 9 Volt (< 4,5 Volt)
   
Die Säureprüfung
Einfach, schnell und aussagekräftig ist die Prüfung mit einem sogenannten Säureheber (Hydrometer), der die spezifische Dichte der Säure messen kann. Er kostet nur wenig und kann überall im Fachhandel bezogen werden.
Es gibt solche mit Schwimmer und einer Messskala und einfache Ausführungen mit Schwimmkugeln, die ein bestimmtes spezifisches Gewicht haben. Beim Umgang mit Säurehebern musst du auf jeden Fall äußerst vorsichtig vorgehen, denn Batteriesäure ist stark ätzend.
Die Prüfung selbst ist eine unkomplizierte Angelegenheit, wenn du Schritt für Schritt vorgehst:
  • Schalte alle Verbraucher ab, baue die Batterie aus oder löse zumindest die Klemme am Pluspol der Batterie, damit es bei Berührung mit der Fahrzeugmasse zu keinen Funken kommt. 
  • Entferne alle Verschlussstopfen und lege sie an einem sauberen Ort ab. 
  • Führe den Säureheber in die erste Verschlussöffnung ein, drücke den Gummiball vollständig zusammen und sauge aus der Zelle soviel Säure an, dass der oder die Messelemente des Hebers frei schwimmen. 
  • Lese den Stand des Schwimmers oder der Schwimmkugeln ab. 
  • Drücke danach die Säure vollständig aus und wiederhole die Messung nacheinander bei den anderen Zellen. Jetzt hast du wieder deine Ergebnisse. Die grünen Bereiche in den folgenden Bildern geben übrigens nicht etwa den Säurestand an, sondern symbolisieren nur den Ladezustand!
Batterie voll
Die Säuredichte beträgt etwa 1,26 - 1,28 kg/l.
Alle Kugeln im Säureheber schwimmen oder der Schwimmer ist im unteren "Plus"-Bereich. Die Batterie muss nicht nachgeladen werden.
   
Batterie teilweise entladen
Die Säuredichte beträgt etwa 1,22 kg/l. 
Drei Kugeln im Säureheber schwimmen oder der Schwimmer ist im oberen "Plus"-Bereich. Die Batterie kann weiterverwendet werden und muss nur bei Gelegenheit nachgeladen werden. Übrigens: Alte Batterien lassen sich meist nicht weiter als dreiviertelvoll laden.
   
Batterie halb entladen
Die Säuredichte beträgt etwa 1,19 kg/l. 
Zwei Kugeln im Säureheber schwimmen oder der Schwimmer ist im mittlerem Bereich. Eventuell reicht es noch zum Starten, aber eigentlich muss die Batterie nachgeladen werden.
   
Batterie fast entladen
Die Säuredichte beträgt jetzt etwa 1,16 kg/l. 
Nur die oberste Kugel im Säureheber schwimmt oder der Schwimmer ist im unteren "Minus"-Bereich. Die Batterie muss vorsichtig nachgeladen werden.
   
Batterie entladen
Die Säuredichte beträgt weniger als 1,12 kg/l. 
Keine Kugel im Säureheber schwimmt, der Schwimmer wird nicht angehoben Die Batterie muss äußerst vorsichtig (mit Pausen) nachgeladen werden, da Sie eventuell tief entladen wurde.
   
Temperatureinfluss
Jetzt ist alles klar, oder? 
Nein, nicht ganz, denn die Messergebnisse gelten nur bei einer normalen Temperatur von etwa 20° Celsius. Wer es also ganz genau wissen will, sollte noch die Temperatur der Batterie messen und die Messwerte mit der gezeigten Tabelle korrigieren. Aber das ist dann schon recht akademisch.

© Michael (25.05.06 )    [Start]