Technik: Kraftstoffhahn

Ein Suzuki-Benzinhahn ist ein Mysterium,
zumindest für die meisten Neulinge, denn er hat keine "OFF"-Stellung. Er wird daher auch vor der Fahrt nicht von Hand auf und nachher wieder zugemacht. Wie kann das funktionieren?
Das Geheimnis liegt in einem trickreichen System, dass mit Hilfe von Unterdruck den Hahn in dem Moment öffnet, wenn der Motor anfängt zu arbeiten. Solange alles technisch in Ordnung ist, kann man das Ganze getrost vergessen, doch bei Problemen geraten manche Schrauber/innen ins Grübeln. 
Und wenn man ein paar Kleinigkeiten übersieht, kann ein defekter Hahn auch zu einem kapitalen Motorschaden führen.

Es ist also sehr empfehlenswert, seine Funktion genau zu kennen und bei gewissen Symptomen schnell zu reagieren.

   
Stellung "ON"
Wenn bei abgestelltem Motor der Hebel auf "ON" (Auf) steht, wird das Kraftstoffventil (1) durch Federkraft geschlossen und es fließt kein Kraftstoff vom Tank zu den Vergasern.
Startet man den Motor, wird über eine Unterdruckleitung (A), die an einen Vergaser (Nr. 2 bei Vierzylindern) angeschlossen ist, in der Membrankammer (C) ein Unterdruck erzeugt. Die Membran (3) öffnet gegen die Feder (4) das Ventil (1) und der Kraftstoff kann  durch die Leitung (B) zum Vergaser und in die Schwimmerkammer fließen.
Wen interessiert, was dort passiert, kann hier mehr über Vergaser nachlesen.
   
Stellung "RES"
In der "RES"-Stellung arbeitet das Vakuum-System genauso wie bei "ON". 
Der  einzige Unterschied ist, dass durch die Stellung des Hahnes auch die Reserve-Zuleitung zugeschaltet wird. Nun kann auch bei niedrigem Kraftstoffstand durch das kürzere Röhrchen im Tank Benzin zufließen.
Das reicht dann meist für weitere 50 - 100 km Fahrstrecke.
   
Stellung "PRI"
Wenn der Hebel auf "PRI" (engl. für "prime", d.h. primär) gestellt wird, drückt der Druckstift (6) das Kraftstoffventil (1) mechanisch gegen die Federkraft zurück. 
Auch ohne Vakuum kann so Kraftstoff direkt zu den Vergasern fließen. Der Motor muss dazu nicht laufen.

Die Stellung dient zum Füllen der Vergaser nach einer längeren Standzeit, wenn der Kraftstoff verdunstet ist. So springt der Motor wesentlich leichter an.

   
Trickreiches System
Schauen wir uns jetzt das Vakuum-System etwas genauer an. 
Der Unterdruck (4) öffnet  zuerst das Einweg-Ventil (2) und saugt dann die Membran (1) an, die wiederum das Kraftstoffventil öffnet.
Wird der Motor gestoppt, schließt das Einweg-Ventil sofort und über die Luftrückführblende (3) kann Luft in den Vakuumraum nachströmen. Die Membran geht wieder in Ihre Ausgangsstellung zurück und der Kraftstofffluss wird unterbrochen. 
Durch das pulsierende Ansaugen des Motors würde das Hahnventil im Takt des Ansaugens dauernd auf und zu machen - würde zwar funktionieren, hört sich aber durch den großen Resonanzraum des Tanks fürchterlich an. Das Einweg-Ventil hält nun den Unterdruck zwischen den Ansaugtakten halbwegs konstant, sodass der Benzinhahn offen bleibt. Jetzt erkennen wir auch, dass es an dieser Stelle zu Störungen kommen kann. Ist beispielsweise die Membran defekt oder das Einweg-Ventil stecken geblieben, bleibt der Benzinhahn zu und es kann kein Kraftstoff fließen.
Wenn die Luftrückführblende verschmutzt ist, bleibt die Membran offen, und es fließt permanent Kraftstoff nach. Das Gleiche passiert auch, wenn der O-Ring des Kraftstoffventils gerissen oder undicht ist.

Dann wird es schnell gefährlich, 
denn der Kraftstoff kann über Schwimmerkammer, Ansaugkanal und Einlassventil bis in den Verbrennungsraum fließen. Sammelt er sich dort, knallt der Kolben beim nächsten Anlassen gegen die Flüssigkeit. Dabei kann sich sogar die Pleuelstange verbiegen!
Im anderen Fall rinnt die Suppe am Kolben vorbei in den Motor und verdünnt langsam das Öl. Die Schmierung ist so nicht mehr sichergestellt und es kann zu Kolbenfressern oder Lagerschäden kommen.

Kraftstoffhahn prüfen
Das geht ganz einfach. Man nimmt den Benzin- und Vakuumschlauch ab und prüft, ob in der "ON"- und "RES"-Stellung kein Benzin heraustropft. Genauso muss bei "PRI" Benzin fließen.
Danach befestigt man einen Schlauch am Vakuumanschluss und saugt kräftig daran. Nun muss auch bei "ON" und "RES" Benzin fließen.
Es kann noch ein weiteres Problem auftreten. Dass nämlich im Benzinhahn das oben beschriebene Einweg-Ventil ganz fehlt (Michael O., von dem dieser Tipp stammt, fand beim gewaltsamen Öffnen Reste davon in der kleinen, mit einem Aludeckel verpressten Kammer im Deckel vor der Membrane). In diesem Fall öffnet der Benzinhahn zwar, aber die Membrane hämmert im Takt der Luftdruckschwankungen im Ansaugrohr. Das führt irgendwann zur Zerstörung der Membrane. Der Ton erschreckt zunächst - klingt wie ein kapitaler Motorschaden. Kann aber leicht eingegrenzt werden: Unterdruckleitung zwischen Hahn und Ansaugrohr mit Fingern zukneifen - schon ist Ruhe und Du hast die Gewissheit, das ein neuer Benzinhahn fällig ist.

Hier könnt ihr mehr über Kraftstoffverlust. und die Benzinhahnreparatur lesen.

© Michael (19.06.06 )    [Start]