SUZUKI GS(X) 700 E, ES

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Puristen werden die Stirn runzeln, aber in Europa ist eine Maschine gänzlich unbekannt, die man entfernt den Katanas zuordnen kann. Sie hatte ähnlich fließende Linien wie die Mittelklasse-Versionen GS 550 M und GS 650 G und soll daher hier erwähnt sein.
Ich spreche von der GS 700 E, die 1985 vorgestellt und speziell für den amerikanischen Markt konstruiert wurde. Sie war mit einen modifizierten GSX 750-Motor bestückt, der aber lediglich knapp 700 ccm Hubraum hatte. 
Die interessante Geschichte dieses Motorrades wurde mir von Norm Gignac aus den USA erzählt, der selbst eine fährt. 
In dieser Zeit war Ronald Reagan Präsident im Weißen Haus und entdeckte sein Herz für die darbende amerikanische Motorradindustrie - sprich Harley-Davidson. Die beschwerten sich bitterlich über die wachsende Zahl von Bigbikes, die importiert wurden und fanden bei Ronald einen Fürsprecher. Der ordnete Kraft seines Amtes an, dass Bikes über 700 ccm mit einer hohen Einfuhrsteuer zu belegen.
Kein Problem für die trickreichen Leute aus Hamamatsu: Suzuki nahm die 1985er Basis-GSX 750 und presste in deren Zylinder kleinere Buchsen, um die 700 ccm zu erreichen. Fertig war die leicht kastrierte, aber legale Reagan-Maschine. 
Die konnte sich mit modernster Technik sehen lassen. In Blau-Weiß oder Rot-Weiß lackiert, mit neuem Vierventil-Vierzylinder-Motor, Full-Floater-Hinterradschwinge (Zentralfederbein), 16 Zoll-Vorderrad und Niederquerschnittsreifen wurde alles verbaut was gut und sinnvoll war. Auch die aktuellen Gußfelgen mit sechs Speichen und die neuen Bremsanlagen waren echte Hingucker.
Noch besser kam die GS 700 ES, die mit einer kleinen sportlichen Lenkerverkleidung ausgerüstet war, ein paar Dollar mehr kostete und die daher heute eher selten anzutreffen ist.
Kurze Zeit später sah man bei Harley-Davidson wohl ein, dass die Sache ziemlich "link" war und auf Dauer die Konkurrenz nicht stoppen konnte. So wurde die Einfuhrsteuer etwa 1987 wieder zurückgenommen und die Japaner konnten wieder große Laufbuchsen einbauen. Die 750er feierten ihre Wiederentdeckung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Ich meine, es ist schade, dass diese Katana nicht den Weg nach Europa fand. Hätte es sie hier gegeben, wäre daraus sicher eine Erfolgsgeschichte geworden.

© Michael (04.10.03 )    [Start]