SUZUKI GSX 250 SS Katana - Fahreindrücke

Der Retro-Eindruck der Katana begann sofort nach dem Dreh am Zündschlüssel. 
Zunächst meinte man aber, dass der Starter nicht richtig trennte. Dann - mit den ersten Gasstößen - wurde das Geräusch höher und man realisierte, dass hier eine kleine Turbine arbeitete. 
Die schwarze 4-in-1-Anlage sah ganz nach einem Power-Bike der   frühen 80er Jahre aus, doch das Geräusch, das sie produzierte, hatte nichts Saftiges - lediglich eine leises Pfeifen entwich in die Umwelt. Der japanische Zubehörhandel reagierte schnell auf dieses "Problem" und bot eine große Auswahl an Krawall-Tüten.
   
Der extrem überquadratische Motor
lieferte eine beinah lineare Leistungscharakteristik. Wenn man sich durch den staugeplagten Stadtverkehr von Tokio quälte, reichten schon 1.500 U/min aus, um im Strom mitzuschwimmen. Zehnmal so viel Touren später erlebte man zwar keine großen Höhen und Tiefen, doch genoss den kontinuierlichen Vorwärtsdrang. 
Die 29mm Mikuni-Flachschiebervergaser reagieren dabei vollkommen sanft und ohne Verschlucken. Mit ein wenig Geduld schwang sich die Katana zu einer Spitzengeschwindigkeit von 170km/h auf, während der Vierzylinder bei etwa 14.000 U/min jubelte. Um die 40 PS auszunutzen, musste man also erbarmungslos drehen. Kein Problem für den seidenweichen Motor.

Das leichte Fahrwerk
kam mit der gebotenen Leistung wunderbar zurecht. Den verstärkten Doppelschleifenrahmen, die konventionelle Gabel und die Upside-Down-Federbeine mit separatem Reservoir hatten die Suzuki-Leute für wesentlich mehr Power ausgelegt. Die Vorder- und Hinterhand waren relativ hart gefedert und gut gedämpft. Zumindest wenn man sie mit der Ur-Katana verglich und nicht mit einem aktuellen Modell der 90er. 
Die Rahmengeometrie und das Handling erinnerte ebenfalls stark an vergangene Bikerträume. Der stabile Geradeauslauf gepaart mit etwas trägem Kurvenverhalten war ein bekanntes Katana-Charakteristikum. 
Dafür konnte man sich über die hervorragenden Bremsen freuen, die mit jeder Notsituation fertig wurden.

Die perfekte Sitzhaltung
war eine der großen Stärken der kleinen Japanerin. Leicht nach vorne gebeugt, in den konturierten Sitz geschmiegt, die Hände am etwas erhöhten Lenker, konnte man sich ganz dem sportlichen Gleiten hingeben. Das winzige Windschild entlastete den Oberkörper und die Fußrasten erlaubten eine lockere Beinhaltung.

Unter all diesen Voraussetzungen waren die Tester von Performance Bikes überzeugt, dass die 250er eine große Zukunft in Europa haben würde. Denn dort wurden die originalen 1100er Modelle bereits für Wahnsinnspreise gebraucht gehandelt. Nur wenige konnten und wollten sich den Katana-Traum erfüllen. Die kleine Katze wäre so zu einer echten Alternative geworden. 
Doch dazu sollte es nicht mehr kommen - leider.

Bild © Performance Bikes 1992
Text © Michael (04.10.03 )    [Start]