SUZUKI SB 3 D Bimota - Fahreindrücke

Bereits im Herbst 1978 begann man bei Suzuki Deutschland zu untersuchen, ob man Großserientechnik in ein exclusives Chassis verpflanzen könnte, um einem anspruchsvollen Personenkreis, der nach teuren Einzelanfertigungen Ausschau hielt, ein Suzuki-Produkt zu bieten. Manfred Kugler vom deutschen Suzuki-lmporteur stellte den Kontakt zu der renommierten Bimota-Rahmenschmiede im italienischen Rimini her. Guiseppe Morn und Massimo Tamburini, die zwei Bimota-Bosse, waren für ihre unkonventionellen, zweigeteilten Gitterrohr-Rahmen bekannt, mit denen sie nicht nur auf Rennstrecken erfolgreich waren. Es existierten auch bereits erste Straßenvarianten in Gestalt der Kawasaki KB 1 und der Suzuki SB 2.
   
Hinter Gittern - der 1000er Motor im italienischen Fahrwerk
Der nur 9 kg schwere, zweigeteilte Gitterrohr-Rahmen integrierte den Motor als tragendes Teil und war unten offen. Das hintere Rahmenteil trug eine mächtige, in Kegelrollenlagern geführte Vierkant-Schwinge aus Chrommolybdän mit einem senkrecht stehenden de-Carbon-Federbein und dem Bimota-typischen Cantilever-Wippensystem. Alle wichtigen Fahrwerksteile kamen aus edlen Quellen: geschmiedete Alu-Fußrasten, Brembo-Bremsanlage, Marzocchi-Gabel, Michelin-Reifen und Speedline-Gußräder aus Magnesium.
Die SB 3D war schlicht und und einfach für einen Einsatzzweck gemacht - schnelle Kurvenräuberei. Komfort war hingegen keiner zu erwarten. Daran war zum Einen die extreme Sitzposition nicht ganz unschuldig, denn die relativ stark angewinkelten Beine und die hartgepolsterte Sitzfläche des Kunststoff-Hockers zwangen auf Langstrecken zu häufigen Erholungspausen. Auch die Aluminium-Rasten besaßen im Gegensatz zur Serienschwester keine Gurnmiauflagen und leiteten die Vibrationen des rollengelagerten Motors direkt an die  Fahrerextremitäten weiter.

Gier nach Kurven und Tücken einer Signorina
Ist man auf der langen Tour mit der SB 3 D noch fehl am Platze, so ist der kurze Wochenend-Sprint ihre eigentliche Domaine. Gesegnet mit überragenden Handling-Eigenschaften, fühlte sich die Maschine in Kurven pudelwohl. Sie tauchte in sie hinein und beschleunigte aus den Kehren, wie das heiße Messer durch die Butter. Ein kurzer Radstand, ein steiler Lenkkopf-Winkel, die große Bodenfreiheit und die optimale Gewichtsverteilung machten diese Charakteristik möglich und kaschierten wirkungsvoll das Gewicht und den hohen Schwerpunkt des Motors.
Dem Piloten wurde dabei aber eine gewisse Leidensfähigkeit abverlangt. Die starken Federn des Dämpfers leiteten heftige Straßenunebenheiten brutal weiter, und auch die Marzocchi-Gabel war eher von der groben Art - alles was über leichte Wellen hinausging, wurde unmissverständlich Richtung Fahrer weitergegeben.
Wer der Herr an Bord war, mußte man der Signorina auch zeigen, wenn Geschwindigkeiten jenseits von 190 km/h auf der Uhr standen. Dann strebte sie bei leichten Fahrbahnunebenheiten und in Schräglage gerne zum Außenrand der Kurve oder versuchte sich beim Bremsen aufzurichten.

So schnell nun auch wieder nicht...
Suzuki versprach bei der Einführung im Juni 1979 von einer Top-Speed von 245 km/h, der TÜV hatte ihr im Zuge der Zulassung sogar eine Spitze von 255 km/h attestiert. 
Im Serientrimm erreichte die 90 PS-Maschine in den Tests aber lediglich 225 km/h, doch das reichte für damalige Verhältnisse und für den Normalfahrer meist mehr als genug aus. Die Beschleunigungs- und Elastizitätswerte waren sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Fazit: Die SB 3D war optisch, technisch und leistungsmäßig eine Ausnahmeerscheinung. Sogar in der kritischen Zeitschrift "Motorrad" stellte man fest: "Kaum eine Maschine hat im Fahrbetrieb je soviel Spaß gemacht."

© Michael (04.10.03 )    [Start]