Markant
- die Katana-Fahrer(innen)
Image ist alles,
|
dachten sich 1982 die
Marketing-Strategen von Suzuki und versuchten
durch allerlei Aktionen und Zubehör, den
Verkauf der Silberschwerter zusätzlich
anzukurbeln.
Zunächst nahm man sich das Äußere vor und
wollte auch bei den Fahrern eine ähnlich
unverwechselbare Linie kreieren. Man gestaltete
eine Ausrüstung, die die stolzen Besitzer
zusammenschweisen sollte - heute würde man
neudeutsch von "Merchandising" reden.
Doch übersah man etwas Wichtiges, doch davon
später mehr. |
|
|
 |
Zentrales Element war der Katana-Kombi
aus feinstem weißem Leder, mit grauen
Verlourleder- und Stretcheinsätzen. Er war
zweiteilig mit hochgezogener Hose, in den
Größen 38 bis 58 erhältlich und ging für DM
880.- über den Ladentisch.
Dazu passend gab es einen Katana-Helm
aus GFK und mit dunklem Visier, welches ein
wenig mystisch aussehen sollte. Der GFK-Hut,
natürlich mit Katana-Logo geschmückt, wurde
lediglich in small, medium und large angeboten -
zu einem Preis von DM 295.-
Blütenweisse Katana-Handschuhe
mit eleganter roter Paspellierung und zwei
schwarzen Bremsfingern ergänzten in den
Größen small, medium, large und extra-large
das Outfit, wenn man bereit war dafür DM 85.-
anzulegen.
Da kam es dann auf zusätzliche DM 195.- für
die passenden Katana-Stiefel
in den Größen 39 bis 45 auch nicht mehr
an.
Wieviele mit der scharfen Klinge so angetan in
den Kampf zogen, ist nicht überliefert, doch es
können nicht unendlich viele gewesen sein. |
|
Gegen die Ausrüstung sprachen nicht nur der Preis und
die extrem pflegeintensive Farbe, sondern sicher auch
die Tatsache, dass sich Katana-Fahrer kaum in eine Linie
pressen liessen. Für "Reinrassiges Zubehör für
hochkarätige Technik" konnten sich nur
Perfektionisten begeistern.
Wer heute noch so eine edle Uniform besitzt, kann sich
dagegen glücklich schätzen, denn sie dürfte extrem
selten geworden sein.
|
Interessanter war da sicher die
Idee der "Silver-Line". Lassen wir
dazu die Werbetexter sprechen. Sie titelten in
einer zeitgenössischen Broschüre: "Katana
Silver-Line. Souveräne Technik. Kompromißlose
Funktionaliät. Exklusives Design. Fahrgenuß
für Individualisten. Katana - das heißt Kraft
fühlen. Eins werden mit der Maschine. Heißt
ausbrechen in die Freiheit. |
|
|
Die Katanas aus der Serie Silver-Line sieht man nicht
alle Tage. Denn "Silver-Line" ist für
Motorradfahrer, die das Besondere schätzen."
Wer also solch eine perfekte Sportmaschine mit dem
"hochfunktionellen Fahrwerk" und dem
"Hochleistungs-Triebwerk" erwarb, bekam als
Erkennungsmerkmal eine Silver-Line-Nadel dazu. Doch wer
braucht schon eine Anstecknadel, wenn er ein Wunderding,
wie die Katana besitzen und fahren durfte?
Heute sind die Nadeln dennoch ein begehrtes
Sammelstück.
|
Gewinnspiel
Was sicher attraktiv war, war ein
Gewinnspiel, welches Suzuki Deutschland veranstaltete.
Wer mit einer Katana eine Probefahrt machte, vermerkte
den Kilometerstand auf einer Teilnahmekarte. Wurde
diese Zahl als Glückszahl gezogen, so konnte der oder
die Glückliche einen von 10 Fahrkursen gewinnen.
Der Wochenendlehrgang wurde auf einer Rennstrecke
ausgetragen und von so nahmhaften Fahrern wie Jon
Ekerold, Gustav Reiner und Helmut Dähne betreut. Die
plauderten aus dem Nähkästchen und verrieten den
Teilnehmern ihre Tipps und Kniffe. |
Doch wer sind denn nun die
Katana-Fahrer?
Die Suzuki-Werbeleute stellten sich diese
folgendermaßen vor: "Wer eine Katana fährt,
beweist Motorrad-Gefühl und Motorrad-Verstand. Denn
Katana-Fahrer sind beherrschte Fahrer. Sind
diszipliniert und erfahrene Kenner, die
außergewöhnliche Form und präzise Funktion
schätzen und denen Service und Pflege ihrer Maschine
über alles geht. Deshalb stehen einem Katana-Fahrer
professionelle Spezialisten zur Seite: Die
Suzuki-Exklusiv-Partner. Und damit schließt sich der
Kreis, in dem souveräne Motorrad-Liebhaber unter sich
sind." Ach wirklich? Sind sie das, die
Katana-Fahrer? Und gab bzw. gibt es keine Frauen unter
ihnen?
Ich glaube, die Marketing-Leute gingen in ihrer
Begeisterung an der Realität manchmal etwas vorbei.
Was Katana-Fahrer(innen) vor allem auszeichnet, ist
ihr Wunsch nach Individualität. Wer sich für die
Silberklinge entschied und sie noch heute besitzt,
will aus der Masse ausbrechen, sich abheben und seinen
oder ihren eigenen Weg gehen.
Nur so läßt sich erklären, dass sich in der
Katana-Fangemeinde so ziemlich alle Schattierungen von
Biker(innen) tummeln - vom Klassik- und
Originalitätsfreak, über den Schrauber, den
Sportfahrer bis hin zum Streetfighter. Kaum eine
Maschine wurde und wird so individuell umgebaut, wie
die Katana. Jeder findet so seinen eigenen Katana-Traum
- natürlich auch Frauen!
Das was uns eigentlich trennen müßte - die
Einzigartigkeit - ist das
Bindeglied, welches uns zu einer verschworenen
Fangemeinde werden ließ. |
© Michael (04.10.03
) [Start]
|